Ich pla­ne, mich einer Rei­se­grup­pe nach Tibet anzu­schlie­ßen und stel­le fest, dass ich ganz schö­nen Respekt vor der Höhen­krank­heit bekom­me, je mehr ich mich damit beschäf­ti­ge. Ich bin auch schon 60 Jah­re alt.….!

Es han­delt sich um eine kul­tu­rel­le Rund­rei­se, kei­ne Berg­wan­de­rung. Wir wer­den von Chi­na aus nach Lha­sa flie­gen (3’700m) und waren dann einen Tag zuvor in Chi­na noch auf einem 3100 hohen Berg, den wir run­ter­lau­fen. Wir blei­ben dann erst ein­mal 3 Tage in Lha­sa bevor es mit dem Bus dann auf eine Rund­rei­se geht, auf der es dann noch höher geht…(am Ende bis auf 4’800m).

Im letz­ten Som­mer war ich auf der Zug­spit­ze (mit der Bahn) für einen Nach­mit­tag und habe mich da oben sehr wohl gefühlt und wäre da am liebs­ten auch geblieben.

Ja, wie gesagt, irgend­wie beschleicht mich jetzt die Angst, dass ich aus dem Flug­zeug aus­stei­ge und viel­leicht direkt kei­ne Luft bekom­me, oder dann irgend­wann Panik auf­kommt, wenn das Herz anfängt zu puckern. Man­che Berich­te lesen sich ja echt sehr beeindruckend.

Kön­nen Sie mir dazu viel­leicht etwas sagen, damit ich eine rea­lis­ti­sche Vor­stel­lung bekom­me, auf was ich mich ein­stel­len muss. Ich weiß, dass es bei jedem anders ist und man das gar nicht sagen kann.

Antwort von Hoehenmedizin.org

Schön, dass Sie ins Tibet gehen wol­len. Und es ist gut, dass Sie mit einer Rei­se­grup­pe gehen wol­len, damit wird die Sache viel angenehmer.

Das Hoch­land von Tibet (im Durch­schnitt 4’000m) ist seit 25‘000 Jah­ren besie­delt. Die Hoch­land­be­woh­ner dort sind per­fekt gene­tisch an die­se Höhe adap­tiert. Das bedeu­tet, dass sich die Evo­lu­ti­on die Men­schen mit der bes­ten Höhen­an­pas­sung her­aus­ge­sucht hat, um sich dort oben gene­tisch durch­zu­set­zen. Nun, wir Tief­länd­ler haben nicht die glei­chen mole­ku­la­ren Vor­zü­ge und müs­sen daher ab 2’500m unter der Höhe lei­den. Das bedeu­tet aber nicht, dass wir gleich tod­krank wer­den müs­sen. Zumin­dest an die Höhen unter 5’300m kön­nen wir uns akkli­ma­ti­sie­ren. Die Regeln besa­gen nun, dass man ab 2’500 Höhen­me­ter nur 300m (500m) pro Tag an Höhe zule­gen soll­te. Aber wel­cher Berg­stei­ger oder Trek­ker hält sich schon an die­se Vor­ga­ben? Die Zeit haben wir schlicht­weg nicht.

Wei­ter­hin ist die unters­te Schicht unse­rer Atmo­sphä­re, die Tro­po­sphä­re, unter­schied­lich dick. Das liegt am Schleu­deref­fekt unse­rer Erde. Je wei­ter wir zum Äqua­tor kom­men, des­to dicker wird die Luft­schicht (18km). An den Polen ist die Tro­pos­hä­re nur 6–8 km dick. Nun zum Glück liegt Tibet näher am Äqua­tor als z.B. die Alpen. Daher wird man auf glei­chen Höhen im Tibet weni­ger schnell krank als in den Alpen. Dazu habe ich Ihnen unten ein Bild hin­ein­ko­piert. Auf den Höhen, auf wel­chen Sie sich auf­hal­ten, wer­den Sie auf jeden Fall immer Luft bekom­men. Machen Sie sich da bit­te kei­ne Sorgen.

Sicher ist das eine oder ande­re Mal Kopf­weh und auch Leis­tungs­ein­bu­ße vor­pro­gram­miert, aber das ent­wi­ckelt sich all­mäh­lich und Ihre Rei­se­ver­an­stal­ter ken­nen das Pro­blem bes­tens. Wei­ter­hin ver­las­sen Sie die Zivi­li­sa­ti­on nicht und man kann Ihnen jeder­zeit Hil­fe in Form von Medi­ka­men­ten zuteil wer­den las­sen oder in tie­fe­re Regio­nen her­un­ter fah­ren. Man­che Rei­se­ver­an­stal­ter füh­ren für kri­ti­sche Fäl­le auch Sau­er­stoff­fla­schen im Bus mit sich. Das käme aber höchs­tens kurz­fris­tig in Betracht, wenn Sie sich z.B. auf den 4’800m krank füh­len. Sehr wahr­schein­lich brau­chen Sie das aber nicht.

Ihr Alter von 60 Jah­ren hat nichts mit einer ver­mehr­ten Anfäl­lig­keit für höhen­be­ding­te Krank­hei­ten zu tun.

Hin­weis: Alle Namen wur­den aus recht­li­chen Grün­den von der Redak­ti­on geändert/entfernt.


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