Wir planen, uns auf der Zugspitze trauen zu lassen. Den groben Ablauf hatten wir uns wie folgt vorgestellt: Auffahrt mit der Zugspitzbahn vom Eibsee zum Zugspitzplatt (2’600m) / Trauung im Sonnalpin; anschließend Essen / Auffahrt mit der Seilbahn nach ganz oben; Aussicht genießen / Abfahrt mit der Seilbahn zum Eibsee. Der Aufenthalt am Zugspitzplatt würde sich auf geschätzt 3 bis 4 Stunden sowie ganz oben auf ca. 1 bis 2 Stunden belaufen.
Meine Verlobte wird zu diesem Zeitpunkt in der 33. Woche schwanger sein. Wir planen an dem Tag (außer den üblichen Strapazen einer Trauung) keinerlei außergewöhnliche körperliche Anstrengungen – schon gar keinen (Berg)Sport.
Wie schätzen Sie das Risiko für meine Verlobte und das ungeborene Kind in dieser Höhe ein? Ich frage, weil ich einerseits viel Kritisches in Bezug auf Schwangere in Höhen über 2.500 m lese, andererseits aber keine Aussage finden kann, welche sich nur auf den reinen Aufenthalt in dieser Höhe bezieht. Das Gros der Berichte behandelt den Sport von Schwangeren in der Höhe.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Prinzipiell gilt, dass Schwangere, die nicht aus dem Hochland stammen, eine Höhe von 2500m nicht überschreiten sollten – ob mit oder ohne körperliche Betätigung spielt dabei zunächst einmal keine Rolle.
Bedingungen, welche die mütterliche Sauerstoffsättigung herabsetzen, stellen immer eine Gefährdung für Embryo oder Fetus dar. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Entstehung von Carboxyhämoglobin (Co-Hb) durch das Rauchen, welches die kleinen Mitbewohner nachhaltig schädigt. Die Beeinträchtigungen infolge der hypobaren Hypoxie (Sauerstoffmangel) sind in diesem Kontext aber nicht anders zu interpretieren.
Zusätzlich ist die Akut-Antwort (Puls-/ Atemfrequenzerhöhung) des mütterlichen Körpers auf große Höhen in der Schwangerschaft ebenfalls als kritisch anzusehen. Das American College of Obstetrics and Gynecology empfiehlt, dass Schwangere bei Anstrengung den Pulsschlag nicht über 140/min hochtreiben sollten. Da Schwangere aber ohnehin einen höheren Sauerstoffverbrauch haben, nimmt die Herzfrequenz jedoch ohnehin um 10 bis 20 Schläge/min zu. Es kommt weiterhin zu einem Anstieg des Blutplasmavolumens, was zu einer Blutverdünnung führt. Die Reserve für eine Blutkreislauf-Anpassung nicht akklimatisierter Schwangerer auf großen Höhen ist daher reduziert.
Sofern Sie sich am Zugspitzplatt (2‘600m) nicht längere Zeit (mehrere Stunden) aufhalten, ist dies für die Schwangerschaft wahrscheinlich unbedenklich. Andererseits existieren hierzu keine Untersuchungen, da 2‘500m allgemein als Grenze angesehen werden. Wie hoch das Risiko ist, den Fetus zu verlieren, kann man nicht in Prozenten bemessen, das wäre unwissenschaftlich – es ist zumindest nicht gleich null. Keinesfalls würde ich aber mit Ihrer schwangeren Partnerin auf den Gipfel fahren.