Ich überlege mir, eine geführte Rundreise durch die Anden in Peru zu machen.
Ich bin Herzpatient (49 Jahre), habe Stents und Herzrhythmusstörungen. Nehme Eliquis und Atozet. Blutdrucksender hat mir mein Arzt empfohlen, nehme ich aber nicht, da Blutdruck unter 140 zu 90 ist. Im normalen Alltag oder beim Fahrradfahren stört mich das selten. Wenn ich Mannschaftssport (z.B. Basketball, jede Woche 2 mal) mache, dann habe ich schon mal Rhythmus-Schwierigkeiten.
Jetzt habe ich meinem Arzt gefragt, ob ich bei dieser Reise mitmachen könnte. Grundsätzlich (nicht personenbezogen) rät er mir ab, mich über 2500m sportlich zu bewegen. Das rät auch die deutsche Herzstiftung.
Haben Sie eine Einschätzung wie belastet mein Herz sein würde, wenn ich mit diese Reise machen würde? Woher bekomme ich Informationen darüber? Gibt es Erfahrungen? Meinen Sie, dass ich das in den Alpen mal ausprobieren könnte, wo wäre ein geeigneter Ort in den Alpen mal auf der Höhe zu übernachten oder zu wandern? Ich habe auch gehört, dass es evtl. Unterschiede für gesundheitliche Bedingungen in den Alpen und Anden in der Höhe gibt. Stimmt das und wo könnte ich Infos dazu bekommen?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Es ist immer sehr schwierig, Ratschläge aus der Ferne zu geben noch dazu für jemanden, den man medizinisch nicht kennt.
Eigentlich möchte man Ihnen tatsächlich von großen Höhen (>2’500m) abraten, so wie das Ihr behandelnder Arzt ja bereits getan hat. Wenn Sie Stents haben, dann heißt das nicht, dass Sie keine koronaren Probleme mehr bekommen können und mit steigender Höhe nimmt nun mal die Sauerstoffsättigung in Ihrem Blut ab. Was für herzgesunde Menschen unproblematisch ist, könnte bei Ihrer Gefäßsituation zum Zünglein an der Waage werden. Kein verantwortungsbewusster Arzt würde Ihnen etwas anderes raten, es sei denn, Sie entbinden ihn von allen Regressforderungen und nehmen ein Team von Spezialisten mit in die Höhe.
Natürlich ist die medizinische Versorgungssituation in den Alpen eine bessere als in den Anden, daher würde ein Test auf mittleren Höhen hier (Alpen) sicherer sein. Sie könnten sich ja irgend eine SAC-Hütte auf 2’500m suchen. Die haben alle Telefonanschluss und einen Helikopterlandeplatz vor der Tür. Falls Sie einen Kardiologen finden, der Ihnen dort oben einen Belastungstest macht, dann wissen Sie über Ihre koronare Situation auf dieser Höhe Bescheid. Generelle Aussagen über grössere Höhen könnte man aber daraus nicht ableiten.
Die unterste Schicht unserer Atmosphäre, die Troposphäre ist unterschiedlich dick. Das liegt am “Schleudereffekt” unserer Erde. Je weiter wir zum Äquator kommen, desto dicker wird die Luftschicht (18km). Die Anden reichen vom zehnten Breitengrad nördlicher Breite über den Äquator hinweg bis zum 55. Breitengrad südlicher Breite. Das bedeutet, dass Sie um den Äquator herum mit ca. 18km Troposphärendicke rechnen können. Je weiter Sie dann nach Süden kommen, desto weniger dick ist die Troposphäre.
Die Alpen liegen zwischen dem 45. und 47. nördlichen Breitengrad. Hier ist die Troposphäre deutlich schmaler als am Äquator. Aber zwischen dem 45. und 47. SÜDLICHEN Breitengrad in den Anden ist das natürlich genauso.
Nachfrage
Ich möchte Sie bitten, mit mir noch einmal kurz auf folgende Fragestellung zu schauen, damit ich es etwas besser verstehen kann.
- Meine Sauserstoffsättigung hier “unten” liegt bei 96–98%. Hat das positive Auswirkungen?
- Nicht ganz verstehe ich den Absatz über die Troposphäre, ist meine “Gefahr” größer oder kleiner je dicker die Troposphäre ist?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Zur Troposphäre kann ich Ihnen den folgenden Artikel empfehlen: https://hoehenmedizin.org/tibet-rundreise/
Hier habe ich ein Bild hineingetan, welches den Sachverhalt erläutert. Je dicker die Troposphäre ist (also in Äquator-Nähe), desto weniger Gefahr haben Sie auf gleicher Höhe wie anderenorts in Richtung der Pole. Das heißt, der Mount Everest hätte niemals ohne Sauerstoffgerät bestiegen werden können, wenn er sich am Nord- oder Südpol befinden würde, weil dann nämlich sein Gipfel von schlichtweg 0% Sauerstoff umgeben wäre.
Ihre Sauerstoffsättigung ist mit 96–98% im Tiefland normal. Dies sagt Ihnen nichts über Ihre Reaktion in Höhenlagen aus. Hätten Sie im Tiefland eine Sättigung unter 92%, dann hätte dies Krankheitswert und müsste abgeklärt werden.