Zuerst einmal besten Dank für den tollen Service, den Sie anbieten. Da sind wir wirklich sehr dankbar.
Es geht um folgendes: Meine Frau (57) und ich (58) sind beide routinierte Berggänger (Bergwandern und Bergsteigen in den Schweizer Alpen, Dolomiten, zum Bsp. Piz Palü oder Jungfrau). Im nächsten Frühling wollen wir erstmals auf ein Trekking in den Himalaya. Die höchste Stelle wird ein Pass mit rund 5’500m sein. Da wir noch nie so weit oben waren, gehen wir das Ganze mit dem nötigen Respekt an. Im Internet bin ich auf Ihre Homepage gestoßen. Von der Reise- und Trekkingplanung (www.himalayatours.ch) her liegen wir über den 300 Metern täglicher Unterschied in der Schlafhöhe.
Wir sind uns deshalb am überlegen, ob wir unsere Körper schon in der Schweiz auf die großen Höhen vorbereiten können. Zur Diskussion stehen zwei Möglichkeiten:
- In der Woche vor Abflug ein paar Tage ins Engadin (1800m) und dann mit mehreren Bahn-Fahrten auf den Corvatsch (3400m). Vorteil: große Höhe, Nachteil: großer, auch finanzieller Aufwand. Unklare Aufenthaltsdauer auf dem Corvatsch.
- In der Woche vor Abflug tageweise mit der Bahn auf den Titlis (3000m bis 3200m). Vorteil: deutlich günstiger, evt. auch besserer Akklimatisationseffekt: Climb/drive high (ca. 3200m), sleep low (ca. 500m) Nachteil: Weniger lange Aufenthaltsdauer in der Höhe.
Wie beurteilen Sie das? Bringt das überhaupt etwas? Oder ist das vergebene Liebesmüh? Und wenn ja, welche Variante würden Sie empfehlen?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Vielen Dank für Ihre Anfrage und ebenfalls für Ihr Lob.
Das Himalaya-Trekking, welches Sie beabsichtigen, wird oftmals von Leuten gebucht, die sich wesentlich weniger gut in den Bergen auskennen als Sie. Die Tour wird trotzdem in der Regel von allen Teilnehmern sehr gut vertragen. Dies hat mehrere Gründe:
- Durch den Schleudereffekt unserer Erde ist die Dicke der Sauerstoff-führenden Troposphäre wesentlich dicker, je näher man zum Äquator kommt. Und je dicker die Troposphäre ist (also auch auf Ihrer Trekking-Route), desto weniger Gefahr haben Sie auf gleicher Höhe wie anderenorts in Richtung der Pole. Das heißt, der Mount Everest hätte niemals ohne Sauerstoffgerät bestiegen werden können, wenn er sich am Nord- oder Südpol befinden würde, weil dann nämlich sein Gipfel von schlichtweg 0% Sauerstoff umgeben wäre. Hierzu finden Sie unter der Nachricht ein Bild, welches den Sachverhalt veranschaulicht.
- Grundsätzlich sind sich die Reiseveranstalter der Risiken bewusst und versuchen, die Touren akklimatisationsgerecht zu legen. Manchmal haben die Tagestouren eben trotzdem einen höheren Endwert, als es die (vorsichtigen) Vorgaben verlangen. Aber wir sind ja keine Maschinen, die nur und grundsätzlich unter gleichen Laborbedingungen funktionieren. Das eine oder andere Mal werden die Trekking-Teilnehmer Kopfschmerzen und Übelkeit bekommen, aber das heißt ja nicht, dass sie deshalb die Tour abbrechen müssten.
Eine vorherige Akklimatisationswoche in den Alpen bringt in jedem Fall etwas. Sinnvoll wäre es aber, wenn Sie die Höhe nicht wieder verlassen würden. Das heißt, falls es für Sie finanziell machbar ist, z.B. eine Woche auf der Diavolezza verbringen. Der Vorteil ist, Sie akklimatisieren und haben noch dazu eine ausgezeichnete gastronomische und leicht zu erreichende Unterkunft.