Vorab: Wir waren nicht das erste Mal im Hochgebirge, aber hatten noch nie länger als zwei Nächte in Folge über 4000m Höhe geschlafen. Bei diesen früheren Touren gab es immer Schlafstörungen und etwas Kopfschmerzen, die nur selten mit Schmerzmitteln (ASS, Ibuprofen) behandelt werden mussten.
Dieses Jahr begannen wir die Tour auf 2800m (Lukla) und sind bis zu unserer Umkehr wegen der Höhenprobleme bis auf knapp 4300m über 6 Tage gestiegen. Dabei hatten wir zwischendurch Akklimatisierungstage eingelegt. Wir sind individuell gereist, so dass wir auch nicht den “Gruppenzwang” hatten, unbedingt mit der Truppe mithalten zu müssen. Das Wetter war vormittags stets sonnig, ab Mittag bewölkt. Die Tagestemperaturen lagen durchweg im Plusbereich, ab 4300m gab es leichten Nachtfrost. Es wurden keine Medikamente genommen, außer denen, die in der Beschreibung weiter unten angegeben sind. Angelika ist konditionell sehr fit und 36 Jahre alt.
Ein wichtiger Aspekt ist noch: Angelika hatte sich bei der Anreise erkältet und hatte Husten, Halsschmerzen und einen ordentlichen Schnupfen, aber keine Kopfschmerzen, und kein Fieber.
Die erste Tour
1. Tag: Flug nach Lukla (2800m). Keine Probleme, bis auf die Erkältung.
2. Tag: von Lukla nach Phakding (2600m). Keine Probleme, bis auf die Erkältung.
3. Tag: von Phakding nach Namche Bazar (3450m). Erste Kopfschmerzen traten bei Angelika am Abend auf.
4. Tag: Akklimatisationspause: Tagestour auf 3850m und zurück. Angelikas Schlaf war etwas unruhig und morgens erwachte sie mit Kopfschmerzen. Am Tage bei der Akklimatisierungstour gingen die Kopfschmerzen mit Hilfe eines kalten Waschlappens auf der Stirn zurück, jedoch nicht vollständig. (Angelika ist auch zu Hause anfällig für Kopfschmerzen und bekämpft sie oft erfolgreich mit kaltem Wasser; im frühen Stadium hilft auch Kaffee). Abends wurden die Kopfschmerzen wieder stärker.
5. Tag: von Namche Bazar nach Tengboche (3870m). Angelika hatte unruhig geschlafen, erhöhter Puls (genaue Werte hatten wir leider nicht gemessen). Morgens Kopfschmerzen, die nach einem starken Kaffee besser wurden und später am Tage fast verschwanden. Eine andere Expedition hatte ein Messgerät zum Messen der Sauerstoffsättigung im Blut mittels Krokodilklemme am Finger. Angelika hatte einen Wert von 86%. Alle anderen hatten Werte von 89% oder besser.
6. Tag: von Tengboche nach Pangboche (3950m) und Akklimatisationstour auf 4300m. Zustand unverändert: unruhig geschlafen, morgens Kopfschmerzen. Weil die nächste Schlafhöhe nicht wesentlich höher ist, entschieden wir, nach Pangboche weiterzugehen. Die Kopfschmerzen gingen am Tage nicht mehr zurück (kaltes Wasser und Kaffee halfen nicht). Wir liefen langsam, ohne den Kreislauf zu sehr zu belasten. Am Nachmittag ein Akklimatisierungsgang auf 4300m, der auch die Kondition stärker forderte. Die Kopfschmerzen gingen bei der Belastung merklich zurück. Doch schon beim Abstieg wurden die Kopfschmerzen deutlich stärker. Am Abend war Angelika zusätzlich appetitlos. Die Erkältung war bis auf die Halsschmerzen auch nicht besser. Zur Nacht hatte Angelika 1 x Ibuprofen 600 genommen. Hierauf erfolgte keine Besserung.
7. Tag: Akklimatisationspause: Tagestour auf (4900m). Die Nacht schlecht geschlafen, beim Einschlafen mit dem Gefühl von Atemnot wieder erwacht, erhöhter Puls. Teilweise war für Angelika das Sitzen im Bett angenehmer als zu liegen. Morgens die üblichen Kopfschmerzen.
Akklimatisierungsgang bis auf 4900m, der die Kondition merklich forderte. Einstündige Pause auf 4900m dann wieder Abstieg. Auf dem Weg nach oben ging es ihr allgemein besser, d.h. wie gestern gingen die Kopfschmerzen unter Belastung merklich zurück und kehrten aber noch während des Abstiegs zurück. Am Abend zusätzlich appetitlos. Konditionell hatten sich bis hierhin keine Schwächen gezeigt.
8. Tag: von Pangboche nach Pheriche (4300m), dann sofortige Rückkehr auf (3950m). Am Morgen ging es Angelika nicht schlechter, aber auch nicht viel besser. Kopfschmerzen, erhöhter Puls und Husten/Schnupfen waren unverändert. Wir gingen trotzdem weiter bis Pheriche (knapp 4300m). Nach einem kleinen Alkklimatisierungsgang auf 4500m entschieden wir, hier abzubrechen und sofort abzusteigen und nicht wie geplant hier zu übernachten. Die Kopfschmerzen waren jetzt sehr stark geworden, sie fühlte sich allgemein elend.
9./10. Tag: nach Namche Bazar (3450m). Der Rückweg nach Namche Bazar beinhaltete auch einige Anstiege. Angelikas Kondition ließt jetzt spürbar nach. In den Nächten auf unter 3800m konnte sie wieder einschlafen, die Kopfschmerzen ließen nach. Die Erkältungssymptome waren jedoch nicht besser geworden, so beschloss sie, in Namche Bazar (3450m) zu bleiben und die Erkältung abklingen zu lassen. Dazu nahm sie einige Tage lang 3 x tägl. eine Tablette Paracetamol.
Zu keinem Zeitpunkt der ersten Tour konnte folgendes festgestellt werden: Kurzatmigkeit bei leichter/mäßiger Belastung, Müdigkeit, irgendwelche Hautschwellungen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen.
Zweiter Aufstiegsversuch (Richtung Gokyo)
Die Erkältung war zwar noch nicht ganz weggegangen, hatte sich aber nach dem 4. Ruhetag soweit gebessert, dass wir wieder aufstiegen. Paracetamol nahm Angelika ab jetzt nicht mehr. Wir liefen in 3 Tagen von 3500m auf 4400m. Sie hatte zunächst keine Höhenprobleme. Allerdings war sie konditionell etwas schwächer als man sie kennt. Am Morgen des 3 Tages (auf 4000m) kamen wieder erste leichte Kopfschmerzen, die am Tage aber soweit zurückgingen, dass sie nicht weiter störten. Die Nächte schlief sie zwar unruhig, aber nicht schlecht (öfter wurde sie wach und holte tief Luft, kaum Kopfschmerzen).
Umso erstaunlicher war für uns alle der schnelle “Absturz” am Ankunftstag in Machermo (4400m): Wir sind von Dole (4080m) gekommen, was keine 400m Aufstieg sind. Zunächst fühlte sie sich auch einige Stunden nach Ankunft sehr wohl. Dann beim Mittagessen erste Anzeichen von Appetitlosigkeit, und nur zwei Stunden später fühlte sie sich so schlecht wie beim ersten Aufstieg Richtung Pheriche auf 4300m Höhe. Eigenartigerweise klagte sie nicht über Kopfschmerzen, dafür aber Übelkeit (ohne Erbrechen) und allgemeines Unwohlsein. Sie hatte auch einen erhöhten Puls, der nur schwach zu fühlen war. Die Nacht verbrachte sie fast nur im Sitzen, da sie sich so besser fühlte. Zusätzlich hatte sich ein trockener Husten eingestellt. Auch der Schnupfen wurde wieder stärker.
Die Entscheidung wurde schon am Abend getroffen: Bei keiner deutlichen Besserung am Morgen steigen wir wieder ab. Von einem Bergsteigerteam bekam sie in Machermo auf 4400m eine Tablette Diamox. Ihr Zustand hatte sich danach in der Nacht nicht gebessert. Hingegen bekam sie das typische Kribbeln in den Extremitäten. Andere Medikamente hatte sie nicht genommen.
Angelikas Zustand war nicht besser geworden, wir stiegen ab. Ihre Fitness hatte weiter nachgelassen, aber stets war sie in der Lage, allein ihren 15kg Rucksack zu tragen. Die meisten Symptome hatten unter 3500m nachgelassen, auch die Erkältung verschwand einige Tage später vollständig, doch da waren wir schon wieder auf dem Weg nach Hause. Unser Urlaub war zu Ende, keine Zeit für einen neuen Aufstieg.
Ich hoffe, ich habe Sie mit meinem langen Bericht nicht erschlagen. Für uns wäre es wichtig zu erfahren, an welcher Stelle man das Richtige hätte tun müssen, um unser Unternehmen nicht scheitern zu lassen. Im Nachhinein betrachtet würde ich einschätzen, sind wir bei der ersten Tour zu schnell und zu hoch gestiegen. Aber auch bei der zweiten Tour, nach so vielen Tagen in mindestens 3450m Höhe?
Ich bin mir im Klaren darüber, dass es keine ganz eindeutigen Antworten geben kann, aber vielleicht kommen Sie anhand meiner Beobachtung zu Rückschlüssen, die uns helfen zu entscheiden, ob wir überhaupt noch einmal einen Urlaub in großen Höhen riskieren können. Kann sich Angelika nur zu langsam an große Höhen anpassen, oder hatten möglicherweise bloß andere Umstände, wie die Erkältung, einen so starken Einfluss, dass die Höhenanpassung scheitern musste?
Fragen
1) Bewirkt eine Erkältung, dass in größeren Höhen keine Akklimatisierung mehr möglich ist, bzw. wird sie sehr verlangsamt?
2) Umgekehrt. Bewirkt eine ungenügende Akklimatisierung, dass eine Erkältung nicht ausheilt, oder sehr viel langsamer abklingt?
3) Wie häufig sind Menschen mit unterdurchschnittlicher Höhenanpassungsfähigkeit?
4) Ist es möglich, dass der Körper von Jahr zu Jahr unterschiedlich auf große Höhen reagiert – in einem Jahr wird man deutlich schneller höhenkrank, im anderen nicht? Wenn ja wie kann ich das verhindern?
5) Ich habe folgendes beobachtet: Nach jeder Tagesetappe und folgender Ruhe stellten sich Kopfschmerzen ein, doch beim sich anschließenden Akklimatisierungsausflug (ca. 600…900m höher) gingen die Kopfschmerzen immer nahezu weg (nur noch ganz leicht vorhanden). Beim Abstieg wurden die Kopfschmerzen wieder stärker und blieben über Nacht. Warum werden die Kopfschmerzen bei körperlicher Anstrengung schwächer und bei Entspannung stärker?
6) Es heißt: “In großen Höhen langsam gehen”. Wie ist das gemeint? Ist damit nur gemeint, dass man sich tagelang Zeit lassen soll, um die tägliche Schlafhöhe nicht zu schnell zu überwinden, oder meint man auch, die Tagesetappe selbst langsam zu gehen, um möglichst nicht “ausser Puste” zu kommen. (Was macht es für einen Unterschied, ob ich die Tagesetappe schnell oder ganz langsam aufsteige?)
7) Kann man über einen Bluttest oder ähnliches herausbekommen, ob man zu den Menschen mit schlechter Anpassungsfähigkeit an die Höhe gehört? (z.B. über die Messung der Sauerstoffsättigung: a) gleich nach einem längeren Aufenthalt in mittleren Höhen und b) nach Wiederanpassung an das Flachland?)
Antworten des Redaktionsteams
Danke für Ihren sehr ausführlichen Bericht der gesundheitlichen Probleme von Angelika. Sie haben das sehr interessant geschildert.
Die Höhen, in denen Sie sich bewegt haben, sind für das Auftreten höhenspezifischer Probleme prädestiniert. Wir sprechen von grossen Höhen zwischen 2500 und 5300m. Hier sind gesundheitliche Probleme aufgrund des niedrigen Sauerstoffpartialdruckes möglich, da die Sofortanpassung des Körpers unzureichend ist. Eine Akklimatisierungszeit ist daher erforderlich. Über 5300m sprechen wir von Extremhöhen. Hier gelingt keine Akklimatisation mehr. Für Kurzaufenthalte muss darum in der Regel die Atemantwort angepasst werden (HVR; Hypoxic Ventilatory Response). Daher finden Sie keine menschlichen Siedlungen oberhalb dieser Höhe (Aconquilcha in Chile gilt als höchste menschliche Siedlung und liegt auf 5340m.).
Wie bereits im letzten Mail gesagt, frühere Höhenaufenthalte ohne akute Bergkrankheit (AMS; Acute Mountain Sickness) sind kein Garant für generelle AMS-Freiheit. Im Übrigen schreiben Sie, dass auch bei früheren Aufenthalten Kopfschmerzen und Schlafstörungen auftraten. Dies sind definitionsgemäss bereits Symptome der AMS (Lake Louise AMS-Score). Ich füge Ihnen den Score an, damit Sie ihn bei späteren Höhenaufenthalten bei sich haben. Ein Scorewert über 3 bedeutet bereits AMS.
Weiterhin: körperliche Fitness ist ebenfalls keine Garantie dafür, keine Höhenprobleme zu bekommen. Man hat sogar festgestellt, dass AMS bei sportlichen jüngeren Leuten deutlich häufiger auftritt, möglicherweise aufgrund der kürzeren Akklimatisation bei schnellerem Aufstieg. Was man jedoch unter allen Umständen vermeiden sollte, ist ein weiterer Aufstieg beim Auftreten von Beschwerden, wie sie Angelika in der Nacht nach dem 7. Tag hatte. Sie beschreiben Atemnot und aufrechte Position zum schlafen. Hier lag wahrscheinlich bereits ein Höhen-Lungenödem vor. Dies ist eine Wasseransammlung in der Lunge, die die Diffusion von Sauerstoff ins Blut beeinträchtigt. Die aufrechte Position erleichtert das Atmen, weil damit die Blutfüllung der Lunge nicht so gross ist wie beim Liegen. Klassischerweise beginnt das Lungenödem mit einem Leistungsabfall, später kommen Atemnot, Fröstelgefühl, Husten und teilweise schaumig bis blutiger Auswurf hinzu. Die Atemfrequenz kann bis zu 70 Züge pro Minute gesteigert sein, der Puls geht deutlich schneller. Es kann ein Engegefühl im Brustkorb auftreten. Manchmal kann man bereits mit blossem Ohr Rasselgeräusche beim Atmen hören. Die Ursache des Ödems ist ein erhöhter Blutdruck in der Lunge (so genannter kleiner Kreislauf). Das Medikament der Wahl ist hier im Augenblick Nifedipin (Adalat) 20mg alle 8 Stunden. Es senkt den Blutdruck im kleinen Kreislauf. Andere Medikamente sind momentan in der Erprobung.
Ihnen ist aufgefallen, dass sich die Symptomatik beim Aufstieg verbesserte und bei Ruhepausen oder Abstieg verschlechterte. Dies hängt mit der höheren Atemfrequenz bei Anstrengung (Aufstieg) zusammen, die automatisch auch eine bessere Sauerstoffsättigung des Blutes nach sich zieht. Man kennt sieses Phänomen von Passüberschreitungen.
Kommen wir zu Ihrem Bericht zurück: am 8. Tag sind Sie etwa 350 Höhenmeter abgestiegen und am folgenden Tag wiederum aufgestiegen. Die Empfehlung bei solchen Symptomen ist jedoch ein Abstieg um mindestens 1000 Höhenmeter oder auf die Höhe der zuletzt beschwerdefrei verbrachten Nacht. Dass sich Angelika auf 4500m elend fühlte, ist daher einigermassen verständlich.
Beim zweiten Aufstiegsversuch beschreiben Sie allgemeines Unwohlsein, einen erhöhten schwachen Puls, sitzende Position in der Nacht, Husten. Die Diamoxgabe dürfte Angelika in dieser Situation wenig geholfen haben. Das Medikament führt zu einer Übersäuerung und wird bei AMS und Höhenhirnödem aber nicht beim Lungenödem verabreicht.
Nun zu Ihrer Frage zum Zusammenhang zwischen Erkältung und Höhenproblemen. Es gibt tatsächlich Untersuchungen und Hinweise darauf, dass bei Atemwegsinfekten die Anfälligkeit gegenüber Höhenlungen- ödemen grösser ist. Beide Krankheitszustände gehen mit Veränderungen peripherer Biomarker, Sauerstoffradikalbildung, Skelettmuskelzerstörung und erhöhtem EiweissStoffwechsel einher. Daher ist es mit Sicherheit sinnvoll, bei vorliegenden Atemwegsinfekten besonderes Augenmerk auf die Akklimatisation zu legen, falls man seinen Höhenaufenthalt nicht bis zur Genesung verschieben möchte.
Die Frage, wie häufig Menschen mit unterdurchschnittlicher Höhenanpassungsfähigkeit sind, kann so nicht beantwortet werden, da die Akklimatisation ganz entscheidend von der Aufstiegs-Taktik abhängt. Höhentauglichkeit wird neben den im letzten Mail genannten genetischen Faktoren auch vom aktuellen Gesundheitszustand, dem Ausmass der HVR, der Erhöhung des Blutdruckes im kleinen Kreislauf sowie von der psychischen Verfassung (Stress, Angst usw.) beeinflusst. Keinen Einfluss haben hingegen das Alter, das Geschlecht oder der Ausdauertrainingszustand.
Die beiden vorigen Antworten klären damit die Frage, ob man von Jahr zu Jahr unterschiedlich auf die Höhe reagiert. Die Antwort ist prinzipiell: nein. Allerdings muss der Breitengrad beachtet werden: Durch die Erdrotation ist der Luftdruck auf gleicher Höhe umso geringer, je näher man den Polen kommt. Daher kann bei gleicher Akklimatisationstaktik möglicherweise der Kilimandscharo aber nicht gleichermassen der Mt. McKinley bestiegen werden.
Zu Ihrer 6. Frage: Prinzipiell sollte man die Jojo-Taktik einschlagen: hochgehen bis maximal 1000 Höhenmeter über die vorige Schlafhöhe hinaus und tiefer als die Tageshöchsthöhe schlafen. Nach erfolgter Akklimatisation (Rückkehr des Ruhepulses) muss man sich bei erneutem Aufstieg auch von neuem akklimatisieren.
Einen allgemein gültigen Test einer Höhentauglichkeit gibt es bislang nicht. Im Übrigen würde sich auch niemand daran halten… Allerdings ist es von Vorteil, wenn man im Tiefland eine gute Sauerstoffsättigung (99- 100%) hat, da diese sukzessive mit der Höhe fällt. Menschen, die z.B. nur über eine 94%ige Sauerstoffsättigung im Tiefland verfügen, haben möglicherweise einen kleinen „Kurzschluss“ im Lungenkreislauf, so dass nicht alles Blut ausreichend mit Sauerstoff gesättigt werden kann. Dies wäre im Hochgebirge natürlich ein entscheidender Nachteil.
1. Bei Infekten der oberen Atemwege sollte man eigentlich grundsätzlich davon absehen, in mittlere Höhen vorzustossen, weil man weiss, dass man dann eher höhenkrank wird.
2. Angelika war per Definition am 6. Tag höhenkrank. Und bei einer manifesten Höhenkrankheit darf man einfach nicht weiter in die Höhe wandern. Auch wenn dies “nur” Akklimatisationstouren sind. Übrigens: es wird grundsätzlich zu viel von diesen Akklimatisationstouren gehalten. Besser wäre ein wirklicher Rasttag, an dem man/frau nichts macht ausser Rasten, Essen, Schlafen, etc.
3. Am 6. Tag beschreiben sie ein “auf Ibuprofen therapieresistentes Kopfweh”…auch hier: dies ist schon ein mittleres Stadium der akuten Bergkrankheit.
4. Die beschriebene Tour ist bekannt für eine schwierige Akklimatisation, weil man nach Lukla hochfliegt (2800m), dann aber schon bald in Namche Bazar auf 3450m ist, und es zudem ein ziemlich satter Aufstieg ist da hoch. Sollten sie wieder mal da hingehen, laufen sie von Jiri nach Lukla und dann weiter hinauf. Dann haben sie das authentische Gefühl der frühen Expeditionen, welche nämlich von Jiri losgelaufen sind, sie sind in einer wunderbaren Gegend mit noch weniger Touristen, und sie haben schlicht mehr Zeit, sich zu akklimatisieren.
Fazit: nehmen sie sich noch mehr Zeit, akklimatisieren sie sich noch länger, machen sie richtige Rasttage, und steigen sie unter keinen Umständen weiter auf, wenn jemand höhenkrank ist, und sie werden in Zukunft noch mehr Freude an Ihrem Hobby haben.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bestieg mit einem Freund am 18.08.2018
den Mt. Fuji in Japan. Wir starteten in Tokio auf Meereshöhe und fuhren mit dem Bus auf die 5. Station auf 2350m. Dort begannen wir den Anstieg um 14:00 Uhr und erreichten unseren Schlafplatz auf einer Berghütte um 19:00 Uhr. Dort hatten wir beide leichte Kopfschmerzen. In der Nacht hatten wir erhöhten Puls (89 Schläge die Minute). Nachdem sich nichts besserte und auch Appetitlosigkeit dazukam, beschlossen wir um 1:00 Uhr nachts wieder auf 2350m abzusteigen. Bei dem Abstieg kam bei mir noch Übelkeit (ohne Erbrechen) hinzu. Am Tag danach auf Meereshöhe fühle ich mich deutlich besser, doch noch immer etwas benebelt. Gibt es noch etwas zu beachten?
Vielen Dank für Ihre Zeit
Danke für den Kommentar. Die Berghütte, in welcher Ihr übernachtet habt, liegt in etwa auf 3’200m. Kopfschmerzen sind hier völlig normal und bei unakklimatisierten Wanderern fast obligat. Der für Euch scheinbar erhöhte Puls ist noch im Normbereich (60−100 Schläge pro min.) und nicht besorgniserregend. Appetitlosigkeit und Übelkeit sind ebenso wie die Kopfschmerzen normale Anzeichen der Akuten Bergkrankheit (AMS). Ab 2’500m kann man damit rechnen. Wenn die Symptomatik nicht schlimmer wird, kann man aber eigentlich auf dieser Höhe einen oder zwei Tage abwarten, bis es einem besser geht. Ihr habt die absolut sichere Variante gewählt und seid abgestiegen, was nachvollziehbar ist.
Dass es auf Meereshöhe rasch besser wurde, ist tatsächlich die Regel. Der Umgebungsdruck der Luft hat wieder zu einer ausreichenden Sauerstoffbeladung Eures Blutes geführt und damit ist das Problem behoben. Wir bekommen hin und wieder Anfragen, ob die Höhenkrankheit auch länger als einige Tage anhalten kann, wenn man wieder im Tiefland ist. Das ist nicht der Fall, wenn es nicht zu einer stärkeren Schwellung des Gehirns gekommen ist (Höhenhirnödem – HACE). In diesem Fall torkeln die Betroffenen aber und das ist dann nicht mehr ungefährlich.