Unser Sohn ist 11 Wochen alt und unsere Wohnung läge auf einer Höhe von ca 1700 Metern (Österreich), unser Aufenthalt dort wäre eine Woche. Wir haben jetzt viel gelesen, dass man mit Kindern unter einem Jahr nicht höher als 1’500m wohnen sollte. Eine fachliche Meinung hierzu wäre für uns sehr wertvoll.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Die Grenze für höhenbedingte Gesundheitsprobleme ist in unseren Breiten etwa 2’500m. Das trifft auch für Schwangere und Säuglinge zu. Es gibt aktuell keinen Grund, dieses Höhenlimit nach unten zu korrigieren. Die Höhe, auf der Sie wohnen werden, entspricht ja noch einer Mittelgebirgslage und befindet sich damit in einem Bereich, in welchem Menschen ihre Wohnstätten errichten und auch hin- sowie wieder wegziehen. Marmorera in der Schweiz ist so ein Ort, der etwa auf der Höhe liegt, auf die Sie fahren werden. Keine Schwangere würde dort wegen anderer Umstände wegziehen, oder bei Zuzug warten, bis das Kind älter als ein Jahr ist.
Hallo! ich arbeite als Hebamme im Gebirge und werde immer wieder mit dem Thema konfrontiert. Gibts es Unterschiede bei Neugeborenen und Säuglingen? Wo kann ich denn verlässliche Quellen zu diesem Thema finden?
Danke für die Nachfrage. Selbstverständlich gibt es da Unterschiede. (Für unsere anderen Leser, welche keine Hebammen sind: Babies gelten in den ersten 4 Wochen nach der Geburt als Neugeborenes). Bis zur Geburt herrscht ein hoher Blutdruck in den Gefäßen der Lunge eines Fetus, welcher zu einer Lungen-Umgehung des größten Teils des Blutflusses führt. Mit dem ersten Schrei kommt es zu einer dramatischen Umkehrung dieser Situation und die Lungenstrombahn senkt den Widerstand, so dass das Blut ab sofort selbige durchfließen kann. Die beiden Kurzschlüsse (Foramen ovale im Herzen und Ductus arteriosus Botalli) welche vorher für die Umgehung sorgten, werden nun sukzessive verschlossen. Beim Ductus arteriosus dauert das in etwa bis 10 Tage nach der Geburt. Auch das Foramen ovale schließt sich in den ersten Lebenswochen, kann aber bei bis zu 25% der Menschen offen bleiben, ohne dass es bemerkt wird, weil es bei “korrekten” Druckverhältnissen im Herzen und in der Lunge wie eine Art Ventilklappe wirkt.
Nun, Höhenexposition erhöht den Druck in den Lungengefäßen und dies kann wiederum bei Neugeborenen zu einem Rückfall in die fetale Kreislaufsituation führen, weil die Kurzschlüsse sich wieder öffnen können.
Literatur: Niermeyer S. Going to high altitude with a newborn infant. High Alt Med Biol. 2007 Summer;8(2):117–23
Was genau bedeutet das? Ist es auch mit Neugeborenen (aus dem Flachland) ungefährlich z.B. im Urlaub auf 1560m zu schlafen?
Ja, das ist ungefährlich. Stellen Sie sich mal vor, die ganzen Kinderhotels in Österreich, welche sich in malerischen Skigebieten liegen und mit traumhaften Baby-Hüte-Bedingungen aufwarten, würden auf einmal alle jungen Eltern als Gäste verlieren. Es gibt eigentlich keinen vernünftigen Grund, mit Neugeborenen nicht auf 1’600m zu fahren. Vielleicht warten Sie aber bis 4 Wochen nach der Geburt – siehe letzter Beitrag.