Ich bin 56 Jahre alt und seit meinem 16. Geburtstag mehr oder weniger aktiv im Bergsport, v.a. Skitouren und Klettern. Nun hatte ich in den vergangenen Jahren immer wieder Kopfschmerzen begleitet von gelegentlichem Erbrechen ab ca. 3’500müM. Da wir meist mit den Skiern unterwegs waren, konnte ich relativ rasch bergab fahren und die Probleme lösten sich von selbst. Diesen Sommer bestiegen wir den Biancograd. Leider hatte ich wieder Kopfschmerzen und beim Abstieg Erbrechen. Als wir den Gegenanstieg auf die Bellavista antraten, hatte ich erneut Kopfschmerzen und einen massiven Leistungsabfall, so dass wir gezwungen waren die Rettungsflugwacht zu benachrichtigen.
Meine Frage wäre, ich wollte im Oktober nach la Paz fliegen und dort mit dem Bike Touren auf ca. 3’500–3’600müM unternehmen. Wie kann ich mich bestens vorbereiten ohne die Gruppe und mich zu gefährden. Würden 2 Nächte auf dem Niesen ca. 2’300müM. vor dem Abflug helfen oder soll ich mit Diamox versuchen?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Sie beschreiben rezidivierende Probleme bei Aufenthalten über 3’500 Höhenmetern. Die Kopfschmerzen und das Erbrechen sprechen hierbei am ehesten für die akute Bergkrankheit (AMS), der Leistungsabfall an der Bellavista jedoch bereits für ein zusätzliches Höhenlungenödem (HAPE). Das einzig Sinnvolle in dieser Situation war sicher der Abstieg, oder in Ihrem Fall der Abtransport.
Ihre persönliche Höhentoleranz mittels Medikamenten zu steigern ist keine sinnvolle medizinische Empfehlung. Auch wenn Acetazolamid (Diamox) seit Jahren als AMS-Prophylaxe eingesetzt wird und nachweislich auch wirksam ist, hat es diesbezüglich keine Lizenzierung (off-label-use). Zu beachten ist, dass jedes Medikament auch unerwünschte Wirkungen hervorrufen kann, in diesem Fall Flüssigkeitsverlust, Allergien sowie Kribbeln in Händen und Füßen.
Gegen HAPE wäre Diamox hingegen wirkungslos. Ich hänge Ihnen die aktuellen Empfehlungen der UIAA an und empfehle Ihnen, sich an diese sehr umsichtigen Medikamenten-Richtlinien zu halten.
Der Ansatz, mit einer vorherigen Akklimatisation Ihre Höhentoleranz zu steigern, ist sicher richtig, allerdings reichen weder die von Ihnen vorgeschlagenen Zeit noch die Höhe hierfür aus. Besser wäre es, eine Hochtourenwoche über 2500 bis 3000m einzulegen.