Ich bin 27 Jahre alt und relativ fit. Gerade schreibe ich aus einem kleinen“Krankenhaus” in Namche Bazaar in Nepal. Vor 3 Tagen bin ich in Lukla Nepal auf einer Höhe von ca. 2900m gelandet und weiter bis Phakding gelaufen und dort übernachtet (2700m). Mir ging es gut. Keinerlei Kopfschmerzen und ich konnte auch relativ gut schlafen, bin jedoch mit Halsschmerzen und einer leichten Erkältung aufgewacht. Wir sind dann weiter nach Namche gelaufen und dort auf 3450m genächtigt. In der Nacht bemerkte ich plötzlich dass ich Schmerzen beim Atmen bekam. Als ich morgens meinen Puls gescheckt habe, lag dieser bei 108. Mein normaler Ruhepuls liegt bei 52–60. Wegen der starken Schmerzen in der Lunge habe ich eine Lungenentzündung vermutet und bin dann zum Medical Center im Ort, der glücklicherweise im Mai diesen Jahres eröffnete. Der Weg dorthin war die reinste Qual und ich hatte das Gefühl, dass meine Lunge explodiert. Ich konnte nur ganz flach atmen. Meine Erkältung hat sich bis dahin verschlechtert.
Der Arzt hat dann meine Lunge abgehört und meinen Puls sowie SpO2 gecheckt. Der Puls war sehr hoch und der Sauerstoff Wert lag bei unter 80%. Er meinte es sei keine Lungenentzündung sondern eine akute Höhenkrankheit und die Schmerzen kommen durch das viele Atmen. Die Lunge hat sich gut angehört. Keine Flüssigkeit. Er schickte mich für ein paar Stunden nach oben wo ich in einem Bett lag und Sauerstoff geatmet habe. Nach ca 6h wurde die Maske entfernt und nach 40 min erneut die Werte gemessen. Da der Wert immer noch bei um die 80 lag empfahl mir der Arzt, noch eine Nacht mit Sauerstoff hier zu verbringen. Das Ärzteteam hier ist übrigens das netteste was mir je begegnet ist. In dieser Nacht habe ich sehr gut geschlafen und die Schmerzen sind im Liegen verschwunden.
Jetzt komme ich zu meinen Fragen:
- während dieser 18h mit Sauerstoff, hat sich mein Körper akklimatisiert oder verhindert der zusätzliche Sauerstoff dies?
- Meinen Sie, ich kann in ein paar Tagen (falls sich die Werte gut entwickeln) die Tour bis auf 5600m fortsetzen? (Nach den empfohlen Regeln des Bergsteigens) Oder bin ich einfach nicht für die Höhe geeignet?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Wahrscheinlich haben Sie nicht nur eine akute Bergkrankheit sondern ein Höhenlungenödem (HAPE) entwickelt. Gut, dass Sie medizinische Hilfe gesucht und auch eine solch kompetente gefunden haben. Dass sich die Lunge gut angehört hat, muss nicht heißen, dass Sie kein Wasser eingelagert haben, nur ist dieses (noch) nicht in die Lungenbläschen übergetreten sondern liegt noch im Gewebe zwischen selbigen und den Blutgefäßen.
Natürlich verhindert der zusätzliche Sauerstoff die Akklimatisation, denn Akklimatisation bedeutet die Einstellung Ihres Körpers auf den vorliegenden niedrigen Sauerstoffdruck in der Umgebungsluft. Das war ja die Ursache Ihrer Erkrankung. In Ihrem Fall müssen Sie aber zufrieden sein, dass Ihnen so gut geholfen wurde.
Ob Sie weiter aufsteigen können, werden Sie nach der Entlassung aus dem Krankenhaus feststellen. Sollten Sie ohne Medikamente keine Beschwerden verspüren, dann können Sie weiter aufsteigen: 300–500m Höhe pro Tag, sonst passiert Ihnen das Gleiche nochmals.
Übrigens: kein Mensch ist über längere Zeit für Höhen über 5300m geeignet. Dafür hat uns die Evolution nicht vorgesehen. Wenn man das nicht berücksichtigt, geht man zugrunde.