Ich bin Sportlehrerin, 56 J., 58 kg bei 170 cm, Nichtraucher, regelmäßiges Training. Hatte schon als 23jährige Sportstudentin meine erste tiefe Venenthrombose, 10 Jahre später die zweite, daneben zwei Muskelvenenthrombosen im anderen Bein, genetische Disposition wurde nachgewiesen.
Heparinisiere inzwischen mit Clexane 60 mg bei jeder längeren Sitzpause und beim Skifahren in der Höhe, auch wegen Skistiefeln. Dummerweise vertrag ich die Höhe immer schlechter, früher ab 2000, jetzt ab 1000m erst mal paar Tage Kopfweh/Migräne und 1–2 kg Ödeme, nach 5–6 Tagen alles gut.
Da wir oft in die Alpen fahren und dann höher wohnen, wüßte ich gern, ob ich wirklich immer täglich ab 1000m Höhe spritzen muß, wie ein Hämostasiologe meinte (bei längerem Aufenthalt mehr Erys, dickeres Blut, Höhentrainingseffekt???), oder ab welcher Höhe das relevant wird, da ich auch mit einem Wohnsitzwechsel in die Berge liebäugele.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Mit Ihrer Thromboseneigung befinden Sie sich in guter Gesellschaft mit etwa 5 bis 8% der der Menschheit, welche ebenfalls eine genetische Disposition für eine vermehrte Thrombose-Neigung in sich tragen. Wie Sie vielleicht bereits gelesen haben, empfiehlt die UIAA Personen mit Blutgerinnungsstörungen, keine großen und extremen Höhen aufzusuchen (die entsprechende Leitlinie von 2008 habe ich Ihnen angehangen).
Dass Sie bereits ab 1000m Höhenprobleme bekommen, ist sehr ungewöhnlich, aber wie William Osler bereits 1903 sagte: ” Variability is the law of life, and as no two faces are the same, so no two bodies are alike, and no two individuals react alike and behave alike under the abnormal conditions which we know as disease.” Nun, immerhin leben etwa 40% der Weltbevölkerung an Küsten und 60% leben im Umkreis von wenigen Kilometern der Gewässer. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen aus physiologischen Gründen die Höhe nicht vertragen, denn mittlerweile wissen wir, dass es genetische Variationen in Bezug auf geographische Regionen gibt. Das ist nicht nur an der Hautpigmentierung ersichtlich sondern z.B auch bezüglich der Höhenexposition. Es gibt Bevölkerungsgruppen, die schon seit sehr langer Zeit unter den Bedingungen der hypobaren Hypoxie leben und sich in dieser Periode evolutionär angepasst haben. Die beste Anpassung scheinen die tibetanischen Hochlandbewohner zu haben, die bereits seit 25’000 Jahren ihre Gene selektionieren.
Für Tieflandbewohner sollte die Höhe von 1000m eigentlich unbedenklich sein, man rechnet ab 2500 m mit höhenassoziierten Problemen, aber: siehe oben.
Natürlich hat Ihr Hämatologe recht, wenn er sagt, dass mit der Höhenexposition die Viskosität Ihres Blutes ansteigen wird, wenn Sie sich für längere Zeit dieser Höhe aussetzen. Nach mehreren thrombembolischen Ereignissen müssten Sie vielleicht sowieso darüber nachdenken, ob Sie nicht auf einen oralen Gerinnungshemmer (z.B. Rivaroxaban) umstellen.
Ich habe vor nach Südamerika zu fahren und werde dort in ca. 4000 m
wandern. Probleme mit der Durchblutung habe ich schon gehabt bzw. Anzeichen von
einer Thrombose. Ich gedenke für diese Reise Nattokinase zu nehmen. Hat jemand damit Erfahrung?
Liebe Regina
Wenn Sie das Internet nach diesem Enzym durchforsten, werden Sie auf recht fantasiereiche Artikel stoßen. Und tatsächlich finden Sie das Produkt entsprechend nur im Bereich der Alternativmedizin und auf selbsternannten Expertenseiten. Ich würde Ihnen dringend davon abraten.
Obwohl die Serinprotease fibrinolytische, also gerinnselauflösende Aktivität besitzt, wird sie im Magen wegen des sauren pH-Wertes größtenteils inaktiviert. Außerdem gibt es momentan nicht genug medizinische Evidenz, welche den Gebrauch von Nattokinase rechtfertigen würde. Insbesondere, wenn man das Eiweiß prophylaktisch einnehmen möchte, wäre z.B. Aspirin wesentlich besser untersucht im Hinblick auf Höhentauglichkeit.