Vielen Dank für die Möglichkeit, hier eine Frage stellen zu können. Als ich noch nicht schwanger war, haben wir ein paar Skitourentage gebucht. Schlafen würden wir in einem netten Gasthaus auf 2000 Meter und von da aus gehen dann die Skitouren los – der höchste Gipfel in der Gegend wäre 3700 Meter. Wir werden jeden Tag wieder absteigen und auf 2000 Meter übernachten. Jetzt meine Frage: Wie hoch darf ich mich wagen? Ist Puls bis 150/min ok? Ich bin konditionell ganz gut drauf und habe auch vor meiner Schwangerschaft immer trainiert, bin also an körperliche Anstrengung gewöhnt und diese macht mir auch großen Spaß. Ich bin nur wegen der Höhe etwas verunsichert. Zum Zeitpunkt der Skitouren wäre ich SSW 12+4 bis 13+1.
Antwort von Hoehenmedizin.org
vielen Dank für Ihre Mail und zunächst einmal herzlichen Glückwunsch. Ihre Anfrage kann man aber leider nur mit einem klaren “Nein” beantworten. Selbst wenn Sie sich gut fühlen und fit genug für die Skitouren sind, ist das Überschreiten von 2’500m Ihrer Schwangerschaft sicher nicht zuträglich.
Die anfälligste Periode für eine Schwangerschaft sind die ersten drei Monate, also die Phase, in der Sie sich jetzt gerade befinden. In dieser Zeit entwickeln sich die Organe und verschiedenen Gewebe des Embryos. Da kann eine Menge schief gehen. Auch ohne störende äußere Einflüsse rechnen Gynäkologen mit ca. 65% Aborten bei allen Frühschwangerschaften. Nimmt man alle Aborte in der Schwangerschaft zusammen, dann fallen 80% in diese ersten 12 Wochen. Das soll Sie nicht erschrecken sondern sensibilisieren. Obwohl Sie sich gegenwärtig sicher fit fühlen, ist Ihr Embryo momentan am meisten gefährdet. “Mutter Natur” lässt eine Schwangerschaft nur zu, wenn alles passt.
Wenn Sie sich in Höhen oberhalb von 2’500m begeben, wird sich Ihr Körper an den geringeren Sauerstoffdruck in der Umgebung anpassen müssen. Das geht in der Regel ganz gut, zunächst werden Ihr Puls und Ihre Atemfrequenz ansteigen und nach einigen Tagen haben Sie dann mehr rote Blutkörperchen. Ihr Embryo ist hingegen auf einen ausreichenden SauerstoffDRUCK in der Plazenta angewiesen und den können Sie ihm ab dieser Höhe nicht mehr bieten. Im besten Fall passiert nichts, schlechter wäre eine Entwicklungsverzögerung oder gar ein Absterben des Embryos in der Gebärmutter.
Daher empfehle ich Ihnen, nicht über 2’500m hinaus zu gehen. Übrigens: Stewardessen bleiben ab dem ersten Tag einer gemeldeten Schwangerschaft am Boden, obwohl der Kabinendruck künstlich bei etwa 2500m gehalten wird. Dafür ist nicht nur die kosmische Strahlung verantwortlich, welche dort oben deutlich höher ist, sondern eben auch der Höhen-Grenzbereich. Die Airlines wollen sicher keine Haftpflichtfälle generieren.