Wir würden gerne mit unserer Tochter eine befreundete Familie in Leh, Ladakh besuchen. Unsere Tochter wäre zum Reisezeitpunkt 14 Monate alt. Wie geht der kindliche Körper mit der Höhe um? Gehen wir irgendwelche Gefahren / Risiken ein?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Danke für Ihre Anfrage. Mit zunehmender Höhe sinkt die Sauerstoffsättigung im Blut. Und die Ursache aller höhenassoziierten Erkrankungen ist letztendlich die Sauerstoffarmut im Blut, respektive die Antwort unseres Körpers darauf. Da geht es den Kindern natürlich genauso wie den Erwachsenen. Kinder – insbesondere kleine Kinder – können aber gesundheitliche Probleme nicht so deutlich angeben wie Erwachsene. Vielleicht erscheint Ihre Tochter dann einfach nur lustlos; sie wird Ihnen sicher nicht sagen: “Mama, ich habe gerade einen Leistungsknick…”. Allerdings können Sie davon ausgehen, dass sie bei Beschwerdefreiheit völlig normal spielen wird. Studien belegen, dass Kinder nach akuter Höhenexposition auf 3500m tendenziell weniger höhenkrank sind als Erwachsene, aber dass sie eher länger brauchen, um sich zu akklimatisieren. Die Ergebnisse einer Studie von Susi Kriemler et al. lassen sich folgendermassen zusammenfassen:
1. Kinder ertragen die Höhe tendenziell besser als Erwachsene
2. zirka ein Drittel aller Kinder erleidet eine leichte bis moderate Akute Bergkrankheit (ABK) nach raschem Anstieg auf 3500m
3. die Symptome bilden sich in den allermeisten Fällen spontan über die ersten zwei Tage zurück
4. es gibt jedoch Einzelfälle von schweren höhenbedingten Erkrankungen, die eines sofortigen Abstiegs und einer Therapie bedürfen
5. das subjektive Schmerzempfinden und die Sauerstoffsättigung sind schlechte Vorhersageparameter für die Entstehung oder Diagnose der ABK
Nun sind sie ja in Ladakh nicht allein. Die medizinischen Zentren kennen sich dort mit höhenassoziierten Erkrankungen bestens aus. Sollte sich Ihr Kind unwohl fühlen, denken sie zumindest in den ersten Tagen an eine solche höhenbedingte Erkrankung und suchen Sie nötigenfalls Hilfe. Die Wahrscheinlichkeit einer gravierenden Schädigung ist jedoch gering.