Ich habe zwei Fragen bezüglich der Bergung und Erstversorgung stark unterkühlter Patienten:
- Ist eine sofortige Wärmezufuhr an der Schale (speziell den Extremitäten) schon bei der Bergung sinnvoll, oder riskant, weil dies die Blutzirkulation beschleunigen und damit kaltes Blut zu schnell zum Körper bringen würde – zumal dadurch das Risiko der passiven Bewegung erhöht werden würde? Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Risiko und Nutzen einordnen?
- Wäre die Gabe von angewärmtem Sauerstoff indiziert (zwecks Erhöhung der Körperkerntemperatur) oder zu riskant (wegen Gefahr der Schädigung der Alveolen)?
- wenn es sinnvoll ist, wäre eine stufenweise Erwärmung der Luft besser, oder doch eher eine sofortige Erwärmung auf die höchste für die Lunge zumutbare Temperatur (36°C?)?
- ist dies technisch lösbar (z.B. durch Erwärmung des Beatmungsschlauchs, ggf. einem steuerbaren Zwischengerät)?
- Ist die Gabe von Sauerstoff überhaupt sinnvoll oder könnte eine unterkühlte Lunge mit einer unnatürlichen Sauerstoffkonzentration überfordert sein und damit die Atemspende aus beiden Gründen besser?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Sie möchten über die korrekte Versorgung von Hypothermie-Opfern Auskunft erhalten. Dieses Fachgebiet gehört nicht zu unserer Kernkompetenz. Die Richtlinien diesbezüglich sind aber eindeutig.
- Bei den Opfern, welche Sie ansprechen, sollte eine aktive externe Erwärmung bereits am Auffinde-Ort erfolgten, dies kann auch auch an den Extremitäten geschehen. Wie Sie wissen, kann dies dazu führen, dass es zu Elektrolyt- und pH-Wert-Verschiebungen kommt. Dies wiederum kann zu schweren Arrhythmien und zur Hypotension führen, so ähnlich wie beim Öffnen einer Aortenklemme bei Operationen an der Bauchschlagader. Darauf muss die Notfall-Equipe vorbereitet sein (Katecholamine / Defibrillator).
- Angefeuchteter warmer Sauerstoff wird bei Hypothermie Grad III und IV für die Zentren mit Intensivstation empfohlen. Die technischen Möglichkeiten sind Angelegenheit der Hersteller der Beatmungsgeräte. Da wenden Sie sich besser an Dräger® und Co.
- Sauerstoff zu 100% zu verabreichen ist in dieser Situation natürlich immer sinnvoll. Die Atemspende hat nur 16% Sauerstoff zur Verfügung.