Mein Sohn (21) und ich (56, w) fliegen in zwei Wochen nach China / Tibet. Bei der organisierten Reise fliegen wir nach Chendu und tags drauf nach Lhasa. Am Folgetag wird der Potala (Treppen) besucht, tags drauf weitere Sehenswürdigkeiten in Lhasa, am nächsten Tag Gyantse (ca 4000m) und Shigatse (3800m). Von dort am nächsten Tag über Tashi Lhunpo zurück nach Lhasa, tagsdrauf mit der Tibetbahn, die bis auf über 5000m geht (aber normalerweise O2 bereithält, falls nicht defekt) nach Xining. Zur Höhenanpassung ist da keine Zeit.
Der Reiseveranstalter setzt gute Allgemeinverfassung voraus und verweist darauf, sich ärztlich beraten zu lassen. Wir (beide leichtes, allergisch bedingtes Asthma) gingen zu zwei verschiedenen Internisten mit Schwerpunkt Lungenfacharzt. Die verwiesen uns quasi an den Reiseveranstalter bzw. an Ärzte vor Ort. Sie sahen auch beide kein riesiges Problem “wenn man sich langsam anpasst”.
Wir sind beide unsportlich, ich bin mollig und kurzatmig. Man kann das eine durchschnittliche Allgemeinverfassung nennen.
Nun mache ich mir doch Sorgen, was tun, wenn? “Normale” Höhenkrankheit, also Kopfschmerzen, werden wir schon verkraften. Aber wie erkennen wir, wenn es schlimmer wird und in Richtung Lungenödem oder Herzprobleme geht, was tun (irgendwo stand was von Nifedipin, andernorts von Diamox), wann sollte man Anstalten machen, “abzusteigen” – was wohl eher Flugrettung bedeutet?
Kann man irgendwie vorbeugen? Welche Notfallmedikation sollte man sich besorgen?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Wie Sie es schon schrieben, wird es wohl an der einen oder anderen Destination Kopfschmerzen geben. Die höhenbedingten Probleme beginnen ungefähr ab 2500 Höhenmetern. Je nach Individuum können dabei folgende Erkrankungen auftreten:
1. Acute mountain sickness (AMS): Kopfschmerzen, Appetitverlust, Übelkeit, Schwindel, Schlafstörungen, Krankheitsgefühl innerhalb von 6 – 12h nach Eintreffen in der Höhe. Ca. 10–25% der “Tieflandbewohner” sind oberhalb von 2500m betroffen, 50–85% oberhalb von 4500m
2. High altitude cerebral edma (HACE): Gangstörungen, Bewusstseinsstörung, Temperaturanstieg. Diese Symptome können nach 2 Tagen oberhalb von 4000m bei 0.5–1% der Tieflandbewohner auftreten
3. High altitude pulmonary edema (HAPE): Leistungsabfall, Atemnot, trockener Husten, später Atemnot in Ruhe und hörbares Rasseln beim Atmen, blaue Schleimhäute (Lippen), blutiger Auswurf. Meistens nach 2 Tagen >3000m. Bei 6% der Tiefländler >4500m und bei 15% >5500m
Wie Sie es schon richtig schrieben, sollten Sie sich in solchen Fälle an den Veranstalter wenden, damit dieser Ihnen medizinische Hilfe zukommen lässt. Diese Erkrankungen sind natürlich in Tibet bekannt und man wird Ihnen die erforderlichen Medikamente vor Ort verabreichen können. Von einer Selbstmedikation würde ich in Ihrem Fall abraten.
Die beste Vorbeugung wäre eine ausreichende Akklimatisation, was aber bei Ihnen nicht möglich sein wird.