Ich wende mich an Sie mit der Bitte um Ihre Einschätzung bezüglich möglicher Risiken meiner “Höhentauglichkeit”. Ein Höhenmediziner ist im Raum Hannover/Niedersachsen nicht vorhanden. Ich bin 60 Jahre alt, 180cm groß und wiege ca. 102kg (am Gewicht nach unten wird noch gearbeitet). An Medikamenten nehme ich seit ca. einem halben Jahr täglich 2 x 2,5mg Eliquis, 2 x 2,5mg Ramipril und 2 x 2,5mg Bisoprolol. Wir planen für März 2020 eine Begehung des Kilimandscharo. Ein Konditionstest in den Dolomiten und im Berchtesgadener Land (Höhen zwischen 2000 bis 3000m) verlief bisher ohne Probleme. Was würden/könnten Sie mir bei dieser Ausgangslage raten?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Eine “Höhentauglichkeit” ist als solche nicht attestierbar, weil sich Menschen nicht wie andere Säugetiere (Blauschaf, Irbis) an extreme Höhen anpassen können. Auch bei vernünftiger Akklimatisation sind keine Höhen über 5’300m permanent bewohnbar. Daher sind die höchsten menschlichen Siedlungen (Campamiento Aucanquilcha) auf dieser Höhe gelegen. Auch Basecamps werden niemals höher als auf dieser Marke angelegt.
Ihr Gewicht ist sicher von zentraler Bedeutung für Ihren Höhenaufenthalt, denn “Killer Nr. 1” für den Gipfelerfolg ist tatsächlich die Zuladung. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese “Zuladung” in Ihrem Rucksack oder an Ihrem Körper zu finden ist. Fakt ist, dass Ihre Muskeln unter Sauerstoffknappheit (O2 ist neben der Glucose für die Verbrennung unverzichtbar) Mühe haben werden, ihre energieaufwendige Tätigkeit zu verrichten. Da zählt jedes Gramm.
Offensichtlich haben Sie ein thrombembolisches Ereignis in der Vergangenheit gehabt, denn Apixaban (Eliquis) ist ein Gerinnungshemmer. Sie sollten dieses Medikament in der Höhe weiter nehmen, denn die Thromboseneigung steigt in großen und extremen Höhen.
Die anderen beiden Medikamente weisen auf einen Bluthochdruck hin. Auch dieser wird sich bei Ihrer persönlichen Gewichtsreduktion verbessern. Ob damit eine Sistierung Ihrer Medikamente möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass manche Medikamente, welche in tieferen Lagen zu einer guten Blutdruckeinstellung beitragen, in Höhenlagen oftmals weniger effektiv sind. Daher sollten Sie ggf. ein Blutdruckmessgerät mitnehmen und mit Ihrem Hausarzt eine vorübergehende Dosis-Steigerung in der Höhe besprechen.
Das allerwichtigste für Ihren Gipfelerfolg ist natürlich die Akklimatisation. Daher wählen Sie bitte die langsamste Route auf den Kilimandscharo aus.