Wir werden uns längere Zeit auf dem chilenischen und argentinischen Altiplano aufhalten, auf Höhen von durchschnittlich ca. 3600 m. Ich möchte mich optimal akklimatisieren, also alles in meiner Macht liegende tun, um Höhenprobleme zu vermeiden, und hätte dazu ein paar Fragen. Vorab noch ein Wort zu mir: Ich bin 68 Jahre alt und altersgemäß einigermaßen gesund. Als Medikation nehme ich täglich 23,75 mg Metoprolol.
- Wieviele Nächte sollten wir auf 2400m Höhe (San Pedro) verbringen, um optimal für die Nächte auf 3400–3800m vorbereitet zu sein? Genügen 4 oder 5 Nächte, oder wäre eine ganze Woche noch besser?
- Aufgrund der Topographie müssen wir nach erfolgter Akklimatisation (San Pedro) für eine Nacht übergangslos von 2400m auf 3900m (Susques) gehen oder aber, falls dies Ihrer Einschätzung nach unvernünftig wäre, noch ein ganzes Stück weiter fahren, um auf niedrigerer Höhe übernachten zu können. Was raten Sie uns?
- Es geht ja bei dieser Reise um eine optimale Akklimatisation für das Altiplano mit mehreren Übernachtungen auf Höhen zwischen 3300 bis 3800m. Anstatt uns in San Pedro zu akklimatisieren, was Übernachtungen auf einer gleichbleibenden Höhe von 2400m bedeuten würde, gäbe es noch eine zweite Möglichkeit, bei der sich die Höhe der Übernachtungsorte von 2300m über 2400, 2500 und 2800 bis auf 3000m steigern würde. Das klingt natürlich vernünftiger, aber die San Pedro-Variante wäre mir aus verschiedenen Gründen sympathischer. Daher meine Frage, ob die zweite Möglichkeit aus gesundheitlichen Gründen vorzuziehen und ob sie demnach für eine optimale Akklimatisation von Vorteil wäre.
- Falls Sie die zweite Variante empfehlen, also die in der Höhe gestaffelten Übernachtungsorte, wäre es dann ratsam, am letzten Akklimatisationsort, der auf ca. 3000m liegt, mindestens 2 Nächte zu verbringen, bevor es aufs Altiplano geht (immer unter dem Gesichtspunkt einer optimalen Höhenanpassung)?
- Ich beabsichtige, täglich 250 mg Diamox zu nehmen, beginnend einen Tag, bevor wir auf Höhen über 2500m gehen. Ist diese Dosierung richtig? Sollte man das Diamox auf einmal einnehmen oder besser morgens und abends je 125 mg? Nimmt man es bis zum letzten Tag des Aufenthalts über 3000m ein? Ich beabsichtige außerdem, täglich viele Coca-Blätter zu kauen (und viel zu trinken). Ich glaube, noch mehr kann ich vorbeugend nicht tun?
- Sehr gerne würde ich einmal die Uyuni bereisen, da gibt es aber ein großes Problem: Eine Übernachtung müsste auf 4600m stattfinden. Davor habe ich Angst, diese Höhe finde ich schon sehr extrem. Eigentlich möchte ich nicht höher als auf max. 3800 oder 3900m übernachten. Meine Frage: Falls wir nach mehrwöchigem Aufenthalt in der Region von San Pedro und auf dem Altiplano mit Übernachtungen zwischen 2400 und 3500 m eine Nacht auf 4600 m verbringen, riskiere ich dann eine gesundheitliche Schädigung etwa des Herzens (zB. Angina Pectoris) oder der Lunge? Oder riskiert man nur schlimme Kopfschmerzen zu bekommen, etwas kurzatmig zu werden und schlecht zu schlafen? Das wäre mir äußerst wichtig zu wissen! (Ich setze bei dieser Frage natürlich voraus, dass die vorhergehenden Wochen auf dem Altiplano problemlos vertragen wurden.)
Antwort von Hoehenmedizin.org
- Ihre erste Frage ist so nicht beantwortbar, da Sie sich nicht auf 2’400m für eine um 1’000m höher gelegene Destination akklimatisieren können. Wie lange Sie auch auf 2’400m verbringen – Sie werden danach immer nur für eben diese Höhe angepasst sein. Daher empfiehlt es sich, allmählich nach oben zu steigen (in 300- bis 500m-Schritten). Das würde bedeuten, dass Sie sich Zwischenstufen aussuchen sollten.
- siehe oben. Das empfiehlt sich nicht, da Sie ja für die Höhe von 3’900m gar nicht akklimatisiert sind.
- Aha! Es geht doch. Klar diese zweite Variante ist zu bevorzugen.
- Es wäre von Vorteil, nach der 3’000m-Nacht noch eine weitere Nacht auf 3’500m zu verbringen – siehe erste Frage: Sie akklimatisieren sich immer nur für die Höhe, auf der Sie sich gerade befinden. Wenn Sie von 3’000m direkt auf 3’900 gehen, bekommen Sie evtl. Probleme.
- Wir empfehlen keine medikamentöse Prophylaxe.
- Bei ausreichender Akklimatisation sind 4600m unproblematisch, es ist eine grosse aber noch nicht extreme Höhe. Die höchsten permanenten menschlichen Siedlungen liegen bei 5’300m. Aber ohne allmähliche Anpassung an die Höhe (siehe oben) werden Sie sicher krank.
Akklimatisation ist der Versuch unseres Körpers, mit dem geringen Sauerstoffdruck in der Umgebung klar zu kommen. Es macht für die Natur keinen Sinn, auf Vorrat zu akklimatisieren, weil das extrem aufwendig ist und die Natur ist immer sparsam. Natürlich ist dieser Mechanismus irgendwann ausgereizt, sonst könnten wir ja auch außerhalb der Troposphäre leben.