Ich habe mit meiner Familie in den vergangenen zwei Wochen Urlaub in Colorado gemacht. Dort ging es mir nicht gut; ich schildere gleich meine Beschwerden. Ich bin 49 Jahre alt, 180cm groß und wiege 52kg. Ich bin sportlich, hatte aber 8 Wochen Sportlosigkeit hinter mir wegen Ausheilung eines Anfang Februar zugezogenen Sehnenfaserrisses im Oberschenkel. Bis Januar machte ich vier mal die Woche Ausdauersport und Gymnastik. Meine beiden Fragen befinden sich am Ende meines Berichts (falls ich zu viel Text geschrieben habe 🙂
Mir war nicht bewusst, dass die Orte, an denen wir uns befanden, zwischen 2.300m (Minimum) und 4.000m (Maximum) lagen, da ich vor 10 Jahren schon einmal dort war und keinerlei Probleme hatte.
- 25.3.: Abflug von Barcelona nach Denver, Colorado; dort zwei Tage Aufenthalt ohne Probleme (Höhe ca. 1.800m)
- 27.3.: Weiterfahrt nach Placerville (2.700m); gewandert; Übernachtung – noch immer keine Beschwerden
- 28.3.: Fahrt nach Telluride Mountain Village (2.900m), um die Familie mit Ski-Equipment auszustatten; Fahrt mit der Gondel (Gondel fährt kurzfristig auf über 3.000m Höhe) nach Telluride (2.700) ; nachmittags kleine Wanderung
- 29.3.: Fahrt nach Montrose (ca. 1.800m); im Supermarkt plötzlich das Gefühl, nicht richtig atmen zu können; Rückfahrt nach Placerville; Übernachtung, nicht gut geschlafen, konnte mein Herz pochen fühlen; ohne Anstrengung; nachmittags kleine Wanderung; langsam gegangen, aber sehr außer Atem
- 30.3.: Aufwachen mit Herzpochen ohne Anstrengung; Atmen okay, aber nicht ganz wie gewohnt; Ängste; Gastgeber vermutet Höhenkrankheit – erst da wird mir bewusst, dass mich die Hochebene getäuscht hat, ich fühlte mich wie in einem Tal;
- 1.4.: Ausflug nach Mesa Verde (zwischen 1.900m im “Tal”, wo ich mich wohl fühlte, nur das Gefühl hatte, ich bekäme eine Erkältung (Schnupfen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen) und fast 3.000m oben); auf der Rückfahrt wurden die Kopfschmerzen schlimmer, als wir den Pass überquerten, hatte ich das Gefühl, mir würde der Kopf platzen; Husten stellt sich ein (nicht stark, aber immer wieder ein leichter Reizhusten; wenn ich dem Hustenreiz zu sehr nachgebe, wird der Husten laut und vibriert im ganzen Brustkorb; kein Schleim oder Auswurf)
- 2.4.: Erkältungssymptome verschwunden, leichter Husten geblieben; in Placerville den ganzen Tag, gewandert
- 3.4.: allein in Placerville im Haus unserer Gastgeber geblieben, ich fühlte mich wohl und war wohlgemut, die Höhenkrankheit überstanden und mich angepasst zu haben
- 4.4.: nach passabler Nacht empfinde ich morgens unter der Dusche wieder Atembeklemmungen und beschließe, nach Telluride ins Gesundheitszentrum zu gehen: alle Untersuchungen sind exzellent, samt EKG und D‑Dimer. Der Arzt sagt, ich könne sorgenfrei am nächsten Tag nach Denver und dann nach Hause fliegen
- 5.4.: Rückfahrt nach Denver, 1 Übernachtung; fühle mich atemtechnisch einigermaßen wohl, allerdings bin ich nach leichtester Anstrengung außer Atem, das Herz klopft stark und ich setze mich erst einmal hin
- Rückflug vom 6. auf den 7.4.: während des Fluges atmen gut, Herzschlag nicht wahrgenommen (für mich gut), nur der leichte trockene Hustenreiz bleibt; ich trinke permanent kleine Schlückchen
- 8.4.: zurück in Barcelona; bin enttäuscht, dass ich mich nicht unmittelbar besser fühle; der Weg von einem Zimmer ins andere lässt mein Herz stark schlagen, bin noch immer leicht außer Atem, der Husten ist noch da (nicht stark, aber einfach lästig)
- 9.4.: Atmung und Herzschlag wird endlich wieder normal, aber der Husten ist noch nicht besser
In den letzten Tagen wurde der Husten nachts in der Horizontalen schlimmer, so dass ich jetzt meistens mit leicht erhöhtem Oberkörper einschlafe. Im Laufe der Nacht beruhigt es sich dann, so dass ich morgens in der Horizontalen ohne Hustenreiz aufwache. Da der Husten nun schon seit ca. zwei Wochen fortbesteht, frage ich mich generell, inwieweit ich eventuell Nachwirkungen der Höhenkrankheit habe? Sollte ich einen Lungenfacharzt aufsuchen?
Ich habe auch geringere Beschwerden, die ich vorher nicht hatte, z.B. Kopfschmerzen an Stellen des Kopfes, an denen ich für gewöhnlich keine Beschwerden habe (zB hinter den Augen; oder strichförmig an der Kopfseite; alles immer nur sehr kurz und nicht schlimm; oder am Unterschenkel oder Oberschenkel, auch hier fühlt es sich an, als wäre immer nur ein kleiner Strich betroffen. Es geht immer recht schnell vorbei, aber meldet sich bislang täglich.).
Vor der Reise war Aspirin das Mittel meiner Wahl bei Kopf- oder anderen Schmerzen. Nun fürchte ich immer, ich könnte dadurch eventuelle Thromben auflösen, die dann an anderer Stelle fatale Folgen verursachen. Ist das ein Hirngespinst meinerseits? Die Erfahrungen der letzten Wochen haben in mir Ängste verursacht.
Ich fasse also noch einmal meine beiden Fragen zusammen:
- Bleiben erfahrungsgemäß Nachwirkungen der Höhenkrankheit (könnte ich einen bleibenden Schaden an der Lunge zurück behalten?), kann sich die Rück-Anpassung zeitlich etwas hinziehen oder muss ich nur geduldig sein?
- Sollte man Medikamente wie Aspirin nach Schwierigkeiten mit Höhen eher vermeiden?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Offenbar begannen Ihre Probleme am 29.3.2018 auf 1’800m im Supermarkt. Sie hatten plötzlich das Gefühl, nicht richtig atmen zu können, konnten nachts darauf nicht gut schlafen und fühlten einen starken Herzschlag. Auch ohne Anstrengung sind Sie am kommenden Tag außer Atem gekommen.
Das hört sich zunächst einmal nicht nach Höhenproblematik sondern eher nach Lungenembolie an. Sie waren zu dieser Zeit ja bereits vier Tage auf mittleren und großen Höhen und dürften akklimatisiert gewesen sein. Zumindest auf 1’800m erwarten wir keine schwerwiegenden Höhenprobleme. Weiterhin hatten sie einen Langstreckenflug hinter sich und dabei können Thrombosen auftreten, die ihrerseits wiederum zu Lungenembolien führen können.
Die Fahrt auf 3’000m am 01.04.2018 mit begleitenden Kopfschmerzen spricht wiederum für eine zu diesem Zeitpunkt bestehende Höhenkrankheit. Nun kann man durchaus “Läuse und Flöhe gleichzeitig auflesen”. Das bedeutet: Falls Sie am 29.3.2018 eine Lungenembolie erlitten hatten, können Sie trotzdem (bzw. sogar mit grösserer Wahrscheinlichkeit) eine Höhenkrankheit entwickeln, da Ihre Lunge weniger suffizient das Blut mit Sauerstoff sättigt. Dass Sie sich im Hotel auf 1’900m wieder gut gefühlt haben, spricht für diesen Fakt der höhenbedingten Kopfschmerzen (Akute Bergkrankheit).
Die D‑Dimere sind in aller Regel erhöht, wenn Sie eine Lungenembolie hatten, aber es gibt auch LE-Fälle mit negativem D‑Dimer. Wenn Sie eine genaue Abklärung wünschen, dann müsste man eine Szintigraphie oder ein Kontrastmittel-CT machen. Ihr Hausarzt kann Sie zu einem Radiologen überweisen.
Nach Rückkehr ins Tal hat man in aller Regel eine sofortige Beschwerdelinderung, falls es sich “nur” um eine Höhenproblematik gehandelt haben sollte.
Aspirin ist nicht geeignet, Thromben aufzulösen sondern es verhindert die Ablagerung von Blutplättchen an Gefäßrauhigkeiten. Daher bluten Menschen unter Aspirin länger, wenn sie sich verletzen.
Zu Ihren Fragen:
- Bleiben erfahrungsgemäß Nachwirkungen der Höhenkrankheit? – Antwort: Nein
- Sollte man Medikamente wie Aspirin nach Schwierigkeiten mit Höhen eher vermeiden? – Antwort: Nein