Ich, 62 Jahre, männlich, nehme zur Blutdruckregulierung Amlodipin und Atacand. Der Blutdruck ist damit sehr gut eingestellt und habe einen Ruhepuls von 55. Gleichzeitig nehme ich aber auch den Blutverdünner ASS 100 als Prophylaxe.
Die Frage, die ich mir stelle ist, ob diese Kombination in Höhen um 6.000 m (Kilimanjaro) ein höheres Risiko aufweist. Möglicherweise erhöht sich das Risiko einer inneren Blutung.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Normalerweise stellt eine medikamentös gut eingestellte arterielle Hypertonie (aHT) keine Kontraindikation für das Höhenbergsteigen dar.
Das ASS ist aber ein Gerinnungshemmer, welcher heute mehrheitlich bei Durchblutungsstörungen der arteriellen (Hochdruck-) Gefäße angewandt wird. Typischer Weise wird es bei Patienten mit einem Problem der Herzkranzgefässe oder bei Gefahr eines Schlaganfalles verwendet. Auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) stellt eine Indikation dar. Wenn Sie ASS aber ohne eine solche Erkrankung einnehmen, ist der Nutzen zweifelhaft und Sie haben tatsächlich mit Nebenwirkungen zu rechnen, die Sie ohne das Medikament nicht hätten.
Für Patienten mit bekannten Thromboseneigungen oder nach statt gehabten thromboembolischen Ereignissen wird allenfalls die Einnahme von Aspirin 100mg/Tag im Hochgebirge empfohlen.
Nachfrage
Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung.
ASS 100 wurde mir vom Internisten empfohlen als reine Vorsorgemaßnahme gegen Gefäßverkalkung, ohne dass glücklicherweise eine der von Ihnen beschriebenen Erkrankungen vorliegt. Spürbare Nebenwirkungen hatte ich bisher keine. Ich bin mir aber bewusst, dass es speziell bei inneren Blutungen zu verstärkten Problemen kommen kann. Die Frage war eben bisher für mich, was das kleinere Risiko ist ohne es wirklich abschätzen zu können.
An welche Nebenwirkungen würden Sie denken, was die Einnahme von ASS 100 in ein kritisches Licht bringt.
2. Antwort von Hoehenmedizin.org
Als reine Vorsorgemaßnahme gegen Gefäßverkalkung sollte man ASS nicht bezeichnen. Es ist ein potenter Cyclooxygenasehemmer und blockt die Funktionsfähigkeit Ihrer Blutplättchen. Die wichtigste Vorbeugung gegen Gefäßverkalkung ist jedoch die Einstellung eines eventuellen Bluthochdruckes, die Reduktion des Cholesterinspiegels und – falls vorhanden – das Sistieren von Nikotingebrauch.
ASS verhindert bei bereits bestehender Oberflächenrauhigkeit der Blutgefäße die Abscheidung eines Thrombus an eben dieser Rauhigkeit. Die Nebenwirkungen des Medikamentes wären Blutungen an Stellen, die eben gerade nicht bluten sollten – z.B. der Magen-Darm-Trakt oder die Netzhaut des Auges oder das Gehirn.
Ein Medikament ohne Indikation einzunehmen ist nicht sinnvoll.