Ich bin Schüler des Leibniz-Gymnasiums in Dormagen. Zur Zeit schreibe ich eine Facharbeit über das Thema ‘Auswirkung des Höhenbersteigens auf den menschlichen Körper’. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir folgende Fragen beantworten würden:
- Halten Sie das Bergsteigen in großer Höhe als Touristen-/ Freizeitattraktion für zu fahrlässig hinsichtlich der Auswirkungen auf den menschlichen Körper?
- Denken Sie das Höhenbergsteigen/ Bergsteigen eine zu hohe Belastung für den menschlichen Körper darstellt?
- “Wahrscheinlich sind aber jüngere Leute anfälliger als ältere. Das hat eher mechanische Gründe. Das Hirnvolumen nimmt im Alter ab, das heißt ein 65-Jähriger hat deutlich weniger Hirnsubstanz im Schädel als ein junger Mensch.” (Quelle). Würden Sie dieser Aussage hinsichtlich eines Höhenhirnödems zustimmen?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Danke für Deine Anfrage. Schön, dass Du Dich mit diesem Thema beschäftigst.
Zu Deiner ersten Frage. Fahrlässig ist etwas, was mit seinen Handlungen oder Unterlassungen unbedacht anderen unbeteiligten Lebewesen antut und diese damit schädigt. Insofern ist unser gesamtes menschliches Dasein fahrlässig, denn wir haben mit unserer bloßen Existenz das 6. Massensterben ausgelöst.
Touristen wissen in der Regel um die Auswirkungen der hypobaren Hypoxie in Höhenlagen. Zumindest wissen die meisten, dass man dort oben krank werden kann. Wenn sie sich trotzdem (wissentlich) den Risiken aussetzen, kann man dem Reiseveranstalter keine Fahrlässigkeit mehr vorwerfen. In der Regel treffen die Reiseveranstalter auch Vorkehrungen, um ihre Kunden vor dauerhaften Schäden zu bewahren.
Daher: nein, ich empfinde es nicht als fahrlässig, wenn Menschen in große und extreme Höhen geführt werden. Selbige können und sollten sich über die Risiken informieren.
Zur zweiten Frage: Wenn man sich vernünftig akklimatisiert, ist die Belastung vertretbar. Aber Achtung, ab 5’300m kann man sich nicht mehr akklimatisieren und wird sterben, wenn man längere Zeit in diesen Höhen verbringt.
Zur dritten Aussage: Das stimmt nur teilweise. Das Hirnvolumen nimmt statistisch gesehen bei älteren Menschen tatsächlich ab – wie jedes Gewebe, welches atrophiert, wenn man es weniger stark beansprucht. Aber eine weitere Möglichkeit, warum jüngere Menschen anfälliger für AMS und HACE sind, liegt am zu schnell zu hoch. Junge Bergsteiger sind leistungsfähiger und überwinden Höhendifferenzen schneller, so dass die Akklimatisation nicht stattfinden kann.