Ich lebe in einer Höhe von 500 müM. und möchte per Bahn auf 3’883 müM. Vor der Gipfelfahrt übernachte ich auf 1’600 müM.
Da ich vor drei Jahren einige Hirn-“Streifungen” hatte, bin ich mir sehr unsicher ob ich das auf mich nehmen soll, und auch darf. Mir wurde empfohlen, dass ich am Vorabend einen gewöhnlichen Nasenspray benutzen soll und am “Ereignistag” nochmals vor der Abfahrt. Fühle mich recht unsicher.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Wenn Sie bereits einen Hirnschlag erlitten haben, dann sind Ihre Hirngefässe verengt. In der Regel besteht dieses Problem nicht nur an den Stellen, welche damals betroffen waren, sondern auch an anderen Abschnitten Ihres Hirngefäß-Systems.
Bei einem Hirninfarkt (im Volksmund “Streifung” oder “Schlägle”) sterben Hirnzellen wegen einer zu geringen Sauerstoffzufuhr ab. Das kann durch ein verengtes zuführendes Blutgefäss passieren, aber auch ein geringerer Gehalt des Blutes an Sauerstoff hat letztendlich die gleiche Wirkung, sofern ein kritisches Mass an Sauerstoffmolekülen unterschritten wird.
Wie Sie vielleicht wissen, haben wir überall in der Troposphäre etwa 21% Sauerstoff in der Luft. Diese Zahl ändert sich nicht, wenn wir uns in der Höhe d.h. in einem niedrigeren Luftdruck befinden. Der Unterschied zum Meeres-Niveau besteht darin, dass die Gesamtanzahl der Gasmoleküle pro Volumeneinheit sinkt und damit natürlich auch die Anzahl der Sauerstoffmoleküle, auch wenn deren Anteil am Gasgemisch immer noch 21% beträgt. Da in unserer Lunge keine Verdichtung des Gasgemisches stattfindet, werden wir z.B. mit jedem Atemzug auf 2’500m Höhe wesentlich weniger Sauerstoffmoleküle inhalieren als auf Meeres-Niveau. Auf Meeres-Niveau entspräche das einem Sauerstoffanteil von 16%. Damit wird Ihnen klar, dass Sie auf 2’500m etwa 25% weniger Sauerstoffmoleküle pro Atemzug inhalieren. Daher müssen Sie öfters atmen. Bis 2’500m schaffen das gesunde Menschen recht gut. In höheren Lagen muss man sich akklimatisieren und rechnet pro 300–500 Höhenmeter einen Tag zusätzlich.
Sie können nicht als vollständig gesund angesehen werden, auch wenn Sie momentan vielleicht keine Symptome haben. An Ihrer Stelle würde ich daher darauf achten, dass Sie Zugriff zu einer Sauerstoff-Flasche haben, sobald Sie höher als auf 2’000 Höhenmeter gehen. Falls dies nicht gewährleistet ist, würde ich die Reise nicht übernehmen.
Was soll Nasenspray daran ändern? Selbiger öffnet Ihre Nase aber verbessert nicht die Sauerstoffsättigung in ihrem Blut, denn nötigenfalls könnten Sie auch durch den Mund atmen – das tut man ja auch, wenn man starken Schnupfen hat.