Ich war im Januar in Nepal im Everestgebiet. Es war aussergewöhnlich kalt mit nachts ca. 20 Grad Minus. Ab 3000 Hm spürte ich die Höhe mit verkrampftem Magen, leichter Übelkeit, Kraftlosigkeit und leichtem Schwindel. Ein Pausetag half. Am Folgetag gings mir gut und wir stiegen auf 3400 m auf. Am nächsten Morgen waren die selben Symptome wieder da. Trotzdem stiegen wir weiter auf auf 3700 m. Die Nacht war okay. So wanderten wir am Folgetag weiter auf 4000 m. Am folgenden Morgen war mir schlecht, was sich nicht besserte und wir stiegen wieder auf 3700 m ab – blieben hier 2 Tage. Dann versuchte ich es erneut und stieg – sehr schwerfällig – auf 4200 m auf. In der Nacht wurde ich wohl akut höhenkrank mit Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel, erhöhtem Puls, Schlaflosigkeit, Atemnot. Am nächsten Morgen stieg ich wieder ab.
Nun bin ich verunsichert? Hätte ich mehr Zeit gebraucht zur Akklimatisation? Gibt es das, daß mein Körper sich nicht an Höhen ab 4000 m anpassen kann? Als meine natürliche Grenze?
Ich bin 52 Jahre alt, bin viel sportlich unterwegs, wandern und Aufstiege bis zu 1600 Hm kein Problem, keine gesundheitlichen Einschränkungen bekannt. Sehen Sie eine Chance der besseren Anpassung? Im Himalaya brauchts einfach die Möglichkeit, auch mal auf 4800 m Lodges übernachten zu können.… Sonst kommt man hier nicht in die höheren Regionen oder auf einen Gipfel oder über einen Pass. Das würde ich schon gerne nochmal versuchen.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Zunächst einmal sollte man bei bestehender Höhensymptomatik keinesfalls weiter aufsteigen – Kardinalfehler! Akklimatisation bedeutet, dass man nur weiter in die Höhe geht, wenn es einem gesundheitlich gut geht. Und das gilt bis 5’300m. Dabei ist es individuell völlig unterschiedlich, wie lange es dauert. Ab 5’300m kann man nicht mehr akklimatisieren. D.h. hier hilft ein längerer Aufenthalt nichts, man würde unweigerlich sterben, wenn man versuchen würde, sich permanent an die Höhe zu gewöhnen.
An Ihrer Stelle würde ich mir also genügend Zeit nehmen und es wieder versuchen.
Nachfrage zu diesem Thema
Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Das hilft mir sehr. Eines würde ich gerne noch grundsätzlich wissen: gibt es so etwas wie Höhenunverträglichkeit? Was mich noch beschäftigt, ob es also sein kann, dass ein Mensch sich nur an eine Höhe von max. z.B. 4000 m anpassen kann?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Naja, wir sind ja keine genormten Maschinen. Die Natur ist imperfekt und folgt nur so ungefähr den “Empfehlungen”, die wir aus unseren Beobachtungen kennen.
Unterhalten wir uns doch mal über Normalverteilungen, welche durch die additive Überlagerung einer großen Zahl unabhängiger Einflüsse entstehen. Solche Verteilungen, auch Gaußsche Verteilungskurve genannt, finden sie überall in der Natur. Unabhängige Einflüsse der individuellen Höhenverträglichkeit sind z.B.
- Höhe
- gegenwärtiger Luftdruck auf dieser Höhe – der ist nicht immer gleich
- aktuelle Temperatur
- Ernährungszustand sowie Zusammensetzung der in Ihnen befindlichen Nahrung
- Flüssigkeitsstatus in Ihrem Körper – wird von enorm vielen internen und externen Variablen beeinflusst
- Ihr aktueller Gesundheitszustand (abgelaufene oder noch bestehende Infektionen)
- Ihre genetischen Besonderheiten (Varianten unterschiedlichster Membranproteine, insbesondere in Niere, Gehirn und Lunge)
- Zustand der Proteinkomplexe in Ihrem Blut (z.B. Gerinnungsfaktoren)
- usw.
Daher: ja, es gibt unterschiedliche Höhenverträglichkeit. Dies kann inter-individuell stark variieren aber auch intra-individuell, d.h. innerhalb eines Menschen zu unterschiedlichen Zeiten.