Meine Freundin (29) und ich (32) möchten im November an einer geführten Trekking-Tour zum Everest Base Camp teilnehmen. Wir kommen aus dem flachen Norddeutschland, sind recht sportlich aber hinsichtlich Wanderungen in Höhen >3000m gänzlich unerfahren. Hinzu kommt, dass meine Freundin Asthmatikerin ist. Nach Rücksprache mit Ihrem Lungenfacharzt kann Sie, aufgrund der guten Medikameteneinstellung, an der geplanten Tour bedenkenlos teilnehmen.
Eckdaten der geplanten Trekking-Tour (Tagesziel mit Übernachtungshöhe): Flug von Kathmandu (1350 m) -> Lukla (2850 m), Namche Bazar (3450 m), Deboche (3710 m), Dinbgoche (4410 m), Dingboche (4410 m), Lobuche (4910 m, inkl. Passüberschreitung mit ca. 5500 m), Gorak Shep (5140 m).
Insgesamt wird die Tour ca. 17 Tage dauern.
Wir freuen uns schon sehr auf die Tour und möchten diese möglichst auch während der Wanderung genießen können. Häufig liest/hört man von den Symptomen der Höhenkrankheit wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlaflosigkeit…
Der Reiseveranstalter selbst wirbt damit, dem Thema Höhenkrankheit prophylaktisch mit einem sinnvollen Reiseverlauf gerecht zu werden.
Wir möchten diese Symptome oder gar schlimmere Folgen der Höhenkrankheit möglichst vermeiden und uns gerne auf die Tour vorbereiten. Im Internet findet man Trainingsmasken diverser Anbieter, die ein Höhentraining simulieren sollen. Taugen diese Masken als Vorbereitung auf eine Höhentour mit dem Ziel, Symptome der Höhenkrankheit zu reduzieren oder zu vermeiden? Sind diese sinnvoll oder hilfreich für die Vorakklimatisierung?
Zusätzlich gibt es im Internet unterschiedliche (professionelle) Anbieter, die mobile Höhentrainingssysteme (Höhengenerator) verleihen und indivuelle Trainingspläne erstellen. Dieses ist verglichen mit den Trainingsmasken jedoch mit wesentlich höheren Kosten verbunden.
Ist eines oder gar beide Verfahren sinnvoll als Vorakklimatisierung und um das Wohlbefinden während der Tour zu verbessern? Kann die Wahrscheinlichkeit unter Symptomen der Höhenkrankheit zu leiden hierdurch merklich reduziert werden? Wie wahrscheinlich ist es statistisch überhaupt, bei einer solchen Tour unter Symptomen der Höhenkrankheit zu leiden.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Sie werden die Trekking-Tour auch ohne die von Ihnen erwähnten zusätzlichen finanziellen Mittel gut überstehen, sofern Sie sich einen seriösen Reiseveranstalter ausgesucht haben.
Vergessen Sie aber mal ganz schnell die Atemmasken. Bei dieser Methode müssten Sie eine Reduktion der Sauerstoffmoleküle in der Atemluft erreichen, um einen Blutkörperchen-stimulierenden Effekt zu erzielen. Das tun Sie aber nicht, sondern Sie erhöhen nur Ihren Atemwegswiderstand.
Es gibt auch immer wieder abenteuerliche Methoden, um die Atemluft vor Höhenaufenthalten sauerstoffärmer zu machen und damit eine Akklimatisation zu simulieren. Ein Bergsteiger fragte uns vor einiger Zeit einmal an, ob er bei geschlossenem Zimmer in einem Zelt liegend mit mehreren brennenden Kerzen nicht eben diesen Effekt erzielen könne. Nun, es gibt natürlich schnellere Methoden, um seinem Schöpfer gegenüber zu treten, aber sei’s drum. Ich empfehle Ihnen dies nicht.
Den angesprochenen Effekt erzielen Sie physikalisch nur mit einer Unterdruckkammer bei gleicher prozentualer Zusammensetzung der Atemluft.
Billiger und weitaus physiologischer wäre ein z.B. einwöchiger Aufenthalt in den Schweizer Alpen auf den hier befindlichen Berghütten, die in der Regel auf etwa 3000m gebaut wurden. Der Vorteil daran: auch die anderen Faktoren stimmen: Wind, Temperatur, Strahlungsverhältnisse – und überdies können Sie auch noch in der grandiosen Bergwelt herumspazieren. Diese Akklimatisation machen Sie am besten in der Woche vor Ihrem Trekking, zumindest sollte zwischen (Vor)Akklimatisation und Ihrer Tour nicht mehr als eine Woche zeitlicher Abstand sein.
Im Alpenraum leiden 20 – 40% der Bergsteiger an akuter Bergkrankheit (AMS), ohne sich dessen bewusst zu sein. Auf 4500m ist bei nicht akklimatisierten Bergsteigern die Prävalenz für AMS sogar 50%. Sie müssen sich aber nicht allzu große Sogen hierüber machen, denn Ihr Reiseveranstalter scheint sich über die Wichtigkeit der Akklimatisation durchaus im Klaren zu sein. Und wenn man Wikipedia glauben darf, gehen jährlich über 30’000 Menschen diesen Weg, die Erfahrungen sind also mannigfaltig.
Nachfrage auf die obige Antwort
Vielen Dank für die Antwort und die Empfehlung einer Vorakklimatierung in den Schweizen Alpen. Leider kommt diese Variante für uns aus zeitlichen Gründen nicht in Frage. Daher möchten wir gerne noch einmal auf das “professionelles Höhentraining” zu Hause zurück kommen.
Bei unseren Reiseunterlagen, war ein Flyer hierzu enthalten – hierdurch sind wir erst auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden. Angeboten wird ein Verleih mobiler Höhentrainingssystem (u.a. spezielle Zeltsysteme, in denen man die Höhenluft bis 6500m Höhe simulieren und passiv atmen kann). Ferner wird von einem Sportwissenschaftler ein individueller Trainingsplan erstellt. Bei dem Anbieter handelt es sich wohl um einen Bekannten des Veranstalters…
Versprochen wird “Mehr Freude am Berg”, “Reduktion / Vermeidung von Symptomen der akuten Höhenkrankheit”.
Wie bereits in der letzten Email geschrieben, ist uns das Wohlbefinden während der Wanderung durchaus wichtig. Wir möchten die Natur genießen können und nicht von Kopfschmerzen o.ä. geplagt werden.
Ist es zu erwarten, dass hierdurch das Wohlbefinden am Berg tatsächlich gesteigert wird? Es klingt ja alles ganz verlockend, aber wir wissen auch nicht ob das ein wenig übertrieben ist und eher dem Schießen mit Kanonen auf Spatzen gleichkommt.
2. Antwort von Hoehenmedizin.org
Es ist natürlich klar, dass sich die Industrie auf solche offensichtlichen Anreize stürzt. Und die Erklärung ist ja auch plausibel: niedriger Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft sorgt durch die Aussschüttung von EPO (Erythropoetin) tatsächlich zur gesteigerten Synthese von roten Blutkörperchen (wir kennen das EPO vom doping im Radsport).
Um einen wirklichen Trainingseffekt für die Höhenleistungsfähigkeit zu erzielen ist es wichtig, dass das unter diesen Höhenbedingungen tatsächlich trainiert wird. Der alleinige Aufenthalt in solchen Höhensimulatoren ohne spezifischen Trainingsreiz bringt keine nennenswerten Vorteile.