Hallo, ich bin 30-jährig, reise dieses Jahr nach Lhasa 3.700 m, um von dort aus eine Busreise bis ins Basislager des Mt. Everest 5.000 m zu machen. Bei mir wurde vor einigen Jahren eine Blutgerinnungsstörung festgestellt (APC Residenz). Thrombosen hatte ich bis jetzt noch keine. Mein Arzt hat mir Aufgrund der Höhe empfohlen, MonoEmbolex zu spritzen. Zum Fliegen soll ich es mir auch immer spritzen. Ich habe jedoch Bedenken, dass sich das Blutverdünnungsmittel negativ auf die Akklimatisierung auswirken könnte. Bzw. das es sich sonst irgendwie negativ in der Höhe auswirkt. Sind Thrombosestrümpfe eventuell die bessere Wahl?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Wie Sie in unseren vielen Zuschriften lesen können, ist die Frage nach Gerinnungsstörungen in der Höhe ein oft wiederkehrendes Thema. Daher gebe ich Ihnen die Antwort des letzten Monats, welche aktuell recherchiert ist, hier für Sie leicht angepasst wieder.
Höhenexposition, sei es infolge von Bergsteigen, artifiziell erzeugter Höhe (hypobare Hypoxie) oder auch Langstreckenflügen mit künstlich adjustierter Höhe auf 2500m, steht in direktem und proportionalem Zusammenhang mit thromboembolischen Ereignissen. Insofern sind die Bedenken Ihres Arztes nicht unbegründet und Sie spritzen sich das MonoEmbolex zu Recht. Wenn man die willkürlich gezogene Grenze von 2500 Höhenmetern als Höhenexposition ansieht, dann ist das Risiko, eine Thrombose zu erleiden, 30-fach erhöht, sofern man ein Jahr in dieser Höhe verbringt. Das ist natürlich für Sie sehr theoretisch, da Sie sicher nur wenige Wochen Höhenaufenthalt haben werden, trotzdem gibt es Ihnen einen Anhaltspunkt. Außerdem kommt bei Ihnen ja noch der Faktor der APC-Resistenz hinzu, welcher Ihr thromboembolisches Risiko in der Höhe signifikant erhöht.
Ein zusätzlicher Punkt, welcher eine Thromboembolie in der Höhe begünstigen kann, ist die Dehydratation mit der resultierenden Polyzythämie (Bluteindickung).
Sie sollten daher eine Thromboseprophylaxe durchführen, ob mit niedermolekularen Heparinen (z.B. MonoEmbolex) oder direkten oralen Antikoagulantien (z.B. Rivaroxaban oder Dabigatran), das bleibt Ihnen überlassen. Bislang ist keine negative Einwirkung dieser Medikamente auf die Akklimatisation bekannt.
Literatur: Neha Gupta, Mohammad Z. Ashraf: Exposure to High Altitude: A Risk Factor for Venous Thromboembolism? Semin Thromb Hemost 2012;38:156–63