Im Herbst plane ich, an einem Trekking in Nepal teilzunehmen (maximale Höhe 5300 m.ü.M). Ich bin 51 Jahre alt und leide seit einigen Jahren unter sehr häufiger Migräne (bis zu 10 Tage pro Monat). Die Selbstmedikation habe ich gut im Griff, einen Prophylaxe habe ich wegen zu vieler Nebenwirkungen abgebrochen.
Haben Sie Erfahrungswerte, wie sich Migränen in solchen Höhen entwickeln? Und wie kann ich eine beginnende Höhenkrankheit von einer Migräne unterscheiden?
Antwort von Hoehenmedizin.org
Prinzipiell muss man sagen, dass Sie mindestens drei Risikofaktoren für eine AMS (acute mountain sickness) mitbringen. Diese sind:
- rascher Aufstieg >300m pro Tag oberhalb 2500m
- Migräne-Anamnese
- weibliches Geschlecht
- körperliche Anstrengung (körperliche Fitness wirkt leider nicht protektiv)
- Anamnese früherer Höhenerkrankung
- Fehlende Akklimatisation
- Alter UNTER 46 Jahren
Sie können eine Migräneattacke nicht von einer AMS unterscheiden. Die Symptome sind die gleichen – zumindest wenn Sie nicht eine streng halbseitige Migräne haben. Wenn Sie also in den Höhenlagen Kopfschmerzen entwickeln, dann sollten Sie von einer AMS ausgehen und nicht weiter aufsteigen und natürlich sofort runtergehen /-gebracht werden, sofern Sie ein HACE haben
(Höhenhirnödem).
Alle Medikamente in diesem Fall sind zur Senkung des Hirndruckes gedacht. Das bekannteste ist wahrscheinlich Acetazolamid (Diamox), welches die Carboanhydrase hemmt, die wiederum die Reaktion CO2 + 2 H2O ⇌ H2CO3 + H2O ⇌ H3O+ + HCO3- katalysiert. HCO3- ist in diesem Fall eine Base und wird von den Nieren ausgeschieden. Damit wird das Blut saurer, was unser Körper
wiederum mit einer gesteigerten Atmung beantwortet. Dafür benötigen Sie nicht mehr als 250mg Diamox pro Tag. Dieses können Sie auf eine Dosis (1 x 250mg) oder zwei Dosen (2 x 125mg) aufteilen. Hierzu finden Sie eine sehr gute Literaturangabe im Anhang. Glucocorticoide sollten eigentlich nur bei HACE eingesetzt werden, welches die stufenlose Maximalsteigerung einer AMS ist: gleiche Pathogenese. Wenn Sie diese „Waffe“ bei AMS einsetzen, dann laufen Sie Gefahr, bei einem HACE keine Möglichkeiten mehr zu haben. Und HACE ist unbehandelt zu 40% tödlich.
Das soll Sie nicht verunsichern sondern nur sensibilisieren. Wenn Sie nicht alleine unterwegs sind, kann Ihnen eigentlich wenig auf diesen Höhen passieren.