Ich war bereits 2013 und 2016 in Höhen bis 7000m unter­wegs und habe die­se, abge­se­hen von den obli­ga­ten Kopf­schmer­zen gut ver­tra­gen. Nach dem drit­ten Abort inner­halb eines Jah­res hat man nun bei der häma­to­lo­gi­schen Abklä­rung die­se Blut­ge­rin­nungs­stö­rung gefun­den (APC-Resis­tenz bei hete­ro­zy­go­ter Fak­tor V Lei­den-Muta­ti­on). Ich hat­te 2014 eine völ­lig kom­pli­ka­ti­ons­lo­se Schwan­ger­schaft und noch nie eine Throm­bo­se. Nun möch­te ich im Herbst wie­der nach Nepal auf einen 7000er. Mein Häma­to­lo­ge und mein Gynä­ko­lo­ge sehen kein Pro­blem, aller­dings attes­tie­re ich ihnen nicht wirk­lich viel Fach­wis­sen bezüg­lich Höhenmedizin…

Was wür­den sie mir raten?

Antwort von Hoehenmedizin.org

Sie haben nun, da Sie über Ihre hete­ro­zy­go­te Gerin­nungs­nei­gung auf­ge­klärt sind, das Pro­blem des Wis­sens dar­um. Die vor­he­ri­gen Höhen­auf­ent­hal­te waren kom­pli­ka­ti­ons­los – so wie bei vie­len Berg­stei­gern, die ohne es zu wis­sen eine hete­ro­zy­go­te APC-Resis­tenz besit­zen. Ca. 5–8% der mit­tel­eu­ro­päi­schen Bevöl­ke­rung haben die­se erhöh­te Throm­bo­se­nei­gung und damit ist Ihr Throm­bo­se­ri­si­ko 5–10-fach höher als bei Men­schen ohne die­se Punktmutation.

Wie sieht es bei Men­schen ohne APC-Resis­tenz in der Höhe aus? Höhen­ex­po­si­ti­on, sei es infol­ge von Berg­stei­gen, arte­fi­zi­ell erzeug­ter Höhe (hypo­ba­re Hypo­xie) oder auch Lang­stre­cken­flü­gen mit künst­lich adjus­tier­ter Höhe auf 2500m, steht in direk­tem und pro­por­tio­na­lem Zusam­men­hang mit throm­bo­em­bo­li­schen Ereig­nis­sen. Wenn man die will­kür­lich gezo­ge­ne Gren­ze von 2500 Höhen­me­tern als Höhen­ex­po­si­ti­on ansieht, dann ist das Risi­ko, eine Throm­bo­se zu erlei­den, 30-fach erhöht, sofern man ein Jahr in die­ser Höhe ver­bringt. Das ist natür­lich für Sie sehr theo­re­tisch, da Sie sicher nur weni­ge Wochen Höhen­auf­ent­halt haben wer­den, trotz­dem gibt es Ihnen einen Anhaltspunkt.

Bei Ihnen kommt nun noch der Fak­tor der APC-Resis­tenz hin­zu, wel­cher Ihr throm­bo­em­bo­li­sches Risi­ko in der Höhe signi­fi­kant erhöht. Ein zusätz­li­cher Punkt, wel­cher eine Throm­bo­em­bo­lie in der Höhe begüns­ti­gen kann, ist die Dehy­drat­a­ti­on mit der resul­tie­ren­den Poly­zythä­mie (Blut­ein­di­ckung). Sie soll­ten daher für die Zeit des Höhen­auf­ent­hal­tes eine Anti­ko­agu­la­ti­on z.B. mit Rivaro­x­a­ban oder Dabiga­tran erwägen.

Lite­ra­tur: Neha Gupta, Moham­mad Z. Ashraf: Expo­sure to High Alti­tu­de: A Risk Fac­tor for Venous Throm­bo­em­bo­lism? Semin Thromb Hemost 2012;38:156–63

Hin­weis: Alle Namen wur­den aus recht­li­chen Grün­den von der Redak­ti­on geändert/entfernt.


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