Wir sind 2 Ärzte (Mikrobiologe und Pädiatrie, also von höhenmedizinischen und internistischen Fragestellungen etwas entfernt), die seit 2 Jahren mit einem Campingbus Südamerika bereisen. Seit 4 Monaten befinden wir uns mit kurzen Unterbrechungen oberhalb 3’000m. Subjektiv vertragen wir die Höhe gut. Vor einer Woche habe ich in El Alto (4’070m) meinen Blutdruck gemessen und erschrocken festgestellt, dass er bei Werten zwischen 140⁄85 und 165⁄95 lag. Jetzt sind wir am Titicacasee (3’800m) und ich bestimmte Werte zwischen 140⁄85 und 128⁄76. Wir sind auf dem Weg nach Arequipa (2’300m) und ich bin gespannt, wie er sich weiter verändert. Bei meiner Frau sind die Blutdruckwerte normal, unser Messgerät scheint also zu stimmen.
Was machen? Klar, wenn er auf Meereshöhe auch erhöht ist, muss ich ihn permanent senken. Sollte er “unten” normal sein, sollte ich dann für die Zeit in der Höhe Medikamente nehmen? Die Berge gefallen uns gut und da wir die Höhe subjektiv gut vertragen, wollen wir sie auch gerne weiter bereisen. Wenn eine Medikation sinnvoll wäre, welche Medikamente wären auch für Höhenaufenthalte zu empfehlen?
Als chronische Krankheiten liegen bei mir ein – gut eingestelltes – Asthma bronchiale und seit der Jugend gelegentliche Migräneattacken vor.
Antwort von Hoehenmedizin.org
Ja, Höhe kann per se zur arteriellen Hypertonie (aHT) führen. Häufiger sind davon jedoch Menschen mit einem höheren BMI betroffen, davon gehe ich bei Ihnen jetzt mal nicht aus. Bei der Entstehung der aHT scheint das ACE eine Rolle zu spielen. Durch eine niedrigere Sauerstoffsättigung und einen geringeren Blutfluss durch die Niere wird von dieser Renin ausgeschüttet. Das ist bei allen Personen so, die sich der Höhe aussetzen. Bei Personen, die in der Höhe eine aHT entwickeln, kommt es aber zudem noch zum Anstieg von Aldosteron, vermittelt über Angiotensin II, was eine vermehrte Natrium– und Wasserrückresorption zur Folge hat. Dies wiederum scheint unter anderem auf einen genetischen Unterschied im ACE-Gen zurückzuführen zu sein.
Wenn Sie vorübergehend einen niedrig dosierten Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten einnehmen, sollte das Problem an und für sich behoben werden. Auch die Anwendung eines ACE-Hemmers oder Spironolacton (Aldosteron-Antagonist) wären erfolgversprechend.
Ein kurzfristig erhöhter Blutdruck (Tage bis Wochen) stellt aber an und für sich noch kein Problem dar.