Sehr geehr­te Damen und Herren,
ich war im 2009 in Nepal. Auf 4200m wur­de ich höhen­krank, ver­mut­lich bedingt durch ein zu schnel­les Gehen. Im 2010 mach­te ich eine Vor­be­rei­tungs­wan­de­rung und über­nach­te­te auf der Weiss­mies­hüt­te (3200m). Eine Woche spä­ter in Kath­man­du und inner­halb einer Woche stie­gen wir ohne Pro­ble­me bis auf eine Höhe von 4600m hoch. Auch die Umrun­dung des Kailash war kein Pro­blem. Das­sel­be (mit Vor­be­rei­tung auf der Tra­cuit­hüt­te) im 2011 – (und da sogar bis auf 6100m).Unser Beglei­ter mein­te, dass eine Vor­be­rei­tung (min­des­tens 6 Stun­den auf 3200m) den Kör­per bereits akkli­ma­ti­siert. Ich gehe auch die­ses Jahr wie­der in die Höhe (Chile/Patagonien) und den­ke auch wie­der eine sol­che Vor­be­rei­tung zu machen.Was mei­nen Sie zu die­sen Vor­be­rei­tun­gen? Ver­än­dert sich da wirk­lich etwas oder war das «psy­chi­sche Moti­va­ti­on»? Wenn sich wirk­lich etwas tut, rei­chen da auch 3100m oder 3200m? Vie­len Dank für Ihre Hilfe.
Simo­ne Theissen

 

Antwort der Redaktion

Lie­be Frau Theissen

Ent­schul­di­gen Sie bit­te die gros­se Latenz in der Beant­wor­tung Ihrer Anfra­ge. Sie schlum­mer­te effek­tiv schon einen Monat in mei­ner (stets über­vol­len) Mailbox.

Dass Sie im Jah­re 2009 auf 4200m höhen­krank wur­den, ist schon allein durch die Höhe hin­rei­chend erklärt. Ursa­che ist in der Regel weni­ger die kör­per­li­che Anstren­gung (schnel­les Gehen), als die Tat­sa­che, dass man zu rasch an Höhe gewon­nen hat – wobei man dies mit schnel­lem Gehen natür­lich auch bewerkstelligt.

Zu Ihrer Tak­tik im Jah­re 2010 ist zu sagen, dass nur eine ein­zi­ge Über­nach­tung auf 3200m für eine Akkli­ma­tis­a­ti­on nicht aus­rei­chen wür­de. Die Weiss­mies­hüt­te liegt im Übri­gen nicht ganz so hoch: 2726m; falls Sie die Alma­gel­ler­hüt­te mein­ten, die liegt auf 2894m. Schön, dass Sie in die­sem Jahr kei­ne Höhen­pro­ble­ma­tik hat­ten. Wie schnell sind Sie denn bis auf 4600m gestie­gen? Viel­leicht haben Sie sich ja auf die­ser Tour akkli­ma­ti­sie­ren können.

Für das Jahr 2011 gilt in etwa das Glei­che: Die Caba­ne de Tra­cuit liegt auf 3256m. Eine ein­zi­ge Über­nach­tung wür­de für eine Akkli­ma­tis­a­ti­on nicht aus­rei­chen. Dass Sie 2011symptomfrei bis auf 6100m gekom­men sind, liegt ent­we­der an einer Akkli­ma­tis­a­ti­on wäh­rend die­ser (mehr­tä­gi­gen?) Tour oder an einer aus­ge­spro­chen beson­de­ren Phy­sis Ihrerseits.

Eine magi­sche Gren­ze in die­sem Sin­ne gibt es ab 2500m. Ab die­ser Höhe rech­nen wir zumin­dest in unse­ren Brei­ten (Schweiz: 46.–48. Brei­ten­grad) mit höhen­be­ding­ten Sym­pto­men. Wir spre­chen daher von gros­sen Höhen (2500m bis 5300m), auf denen gesund­heit­li­che Pro­ble­me mög­lich sind, da die Sofort­an­pas­sung des Kör­pers unzu­rei­chend ist; Akkli­ma­ti­sie­rungs­zeit ist somit not­wen­dig. Geben Sie sich oder Ihrem Kör­per ab die­ser Höhe einen Tag pro 300m (500m) Zeit.

Ab 5300m kön­nen Sie sich nicht mehr voll­stän­dig akkli­ma­ti­sie­ren. Sie wer­den nur für kür­ze­re Auf­ent­hal­te unter Ver­brauch Ihrer kör­per­li­chen Reser­ven sym­ptom­frei blei­ben können.

Herz­lich
Ecke­hart Schöll


Nachtrag

Lie­ber Herr Schöll

Das war nicht die Weiss­mies­hüt­te – son­dern Hohs­ass! Sor­ry. Also auch über 3200m. Es gibt da noch das sehr schö­ne Hotel Gorn­er­grat – nicht ganz bil­lig – aber eben «nur» auf 3100m . Aber ich neh­me an, dass das auch was bewirkt. Hoch­wan­dern von Zer­matt aus und genies­sen (viel­leicht auch mit Kopfweh)?

Dan­ke für Ihre Zeit
Grüs­se aus dem Nebel

 

Antwort der Redaktion

Lie­be Frau Theissen

Sicher, alles was über 2500m liegt, bewirkt bei uns phy­sio­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen, die man letzt­end­lich als Akkli­ma­tis­a­ti­on bezeich­net. Die Fra­ge ist eben bloss, wie lan­ge an dort oben zubringt, damit die­se Akkli­ma­tis­a­ti­on sich auch eta­blie­ren kann. In der Regel braucht das eini­ge Tage, ansons­ten haben Sie nur eine Puls- und Atem­fre­quenz­er­hö­hung, was nach der Rück­kehr ins Tal ja wie­der ver­schwun­den ist. Sind Sie ein­mal akkli­ma­ti­siert, soll­ten Sie nicht län­ger als eine Woche bis zu Ihrem nächs­ten Hö- hen­auf­ent­halt war­ten, sonst kön­nen Sie wie­der von vor­ne anfangen.

Herz­lich
Ecke­hard Schöll

 

Hin­weis: Alle Namen wur­den aus recht­li­chen Grün­den von der Redak­ti­on geändert/entfernt.


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