Sehr geehrte Damen und HerrenSeit 20 Jahren bin ich (w, 47 J.) im Sommer und Winter in den Bergen unterwegs. Wenn ich mich mehr als 2 Tage über 2200 Meter aufhalte, schwellen mir jeweils die Augenlider zu, es bilden über und unter den Augen dicke mit Flüssigkeit gefüllte «Säcklein». Nach mehreren Tagen in höheren Lagen sind die Augen nur noch kleine Schlitze. Wieder im Flachland, dauert es jeweils 2 bis 3 Tage bis die Schwellungen zurückgehen. Die Augen sind nicht entzündet und schmerzen nicht.Auf den Touren trage ich immer eine gute Sonnenbrille. Ich habe schon Versuche mit mehr oder weniger trinken unternommen – ohne wirklichen Erfolg. Jemand riet mir mehr Salz zu essen.Vielleicht haben Sie mir einen Ratschlag oder aber eine Erklärung.
Besten Dank im voraus und mit freundlichen Grüssen
Katja Klug
Antwort der Redaktion
Sehr geehrte Frau Klug
Ja, Wasserablagerungen im ganzen Körper sind ein bekanntes Phänomen in grossen und extremen Höhen. Solche Ödeme kommen häufig lokalisiert vor, also an Augen, Hand- und Fussrücken. Aber auch generalisierte Ödeme sind beschrieben. Allerdings finden sich solche Ödeme nicht nur äusserlich sondern auch in den inneren Körperabschnitten: z.B. Lunge, Darm, Gehirn. Und dort wird es dann eben gefährlich, da die Funktion dieser Organe gefährdet sein kann.
Ursache für all diese Wassereinlagerungen ist nach heutigem Erkenntnisstand die hypobare Hypoxie (Sauerstoffmangel wegen niedrigem Luftdruck): eine gute Sonnenbrille nützt Ihnen da nichts. Die kleinen Blutgefässe (Kapillaren) bekommen mikroskopisch kleine Lecks, so dass aus dem Blut Flüssigkeit in das umgebende Gewebe abgepresst wird. Dieses Wasser schleppen Sie dann natürlich als zusätzlichen Ballast mit sich rum, da kommen schon mal ein paar Liter/Kilo zusammen, sofern es den ganzen Körper betreffen würde.
Natürlich ist das alles kein Problem, wenn man ansonsten völlig beschwerdefrei ist. Aber wenn Sie das vorher Gesagte überdenken, dann könnten auch andere Körperteile oder Organe betroffen sein, auch wenn der pathophysiologische Mechanismus unterschiedlich ist. Die peripheren Ödeme, in Ihrem Fall die Augen, können Sie dann als eine Art Indikator ansehen.
Daher sollten Sie beim Vorhandensein peripherer Ödeme in der Höhe immer auch andere gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Atemnot/Husten usw. sehr ernst nehmen. Weniger zu trinken bringt nichts und ist in der Höhe sogar kontraproduktiv, da Sie bei guter Akklimatisation eine höhere Urinausscheidung haben. Ausserdem schwitzen Sie und atmen bei Anstrengung vermehrt Wasser ab. Dieses Wasser sollten Sie ersetzen, sonst geht es Ihnen nicht gut. Ihr Appetit wird Ihnen ausserdem sagen, wie viel Salz Sie mit dem Essen zuführen müssen. Zusätzliche Dosen bringen da ebenfalls nichts.
Sollten Sie weitere Fragen haben, kontaktieren Sie uns gern wieder.
Liebe Grüsse aus dem Markgräfler Land
Eckehart Schöll