Ich bin 61 Jah­re und pla­ne für Juli 2017 zusam­men mit einem guten Freund (orts­kun­di­ger Tibe­ter) eine Rei­se mit dem Auto durch den Osten Tibets, wobei auch nach all­mäh­li­cher Auf­fahrt (ca. 3Tage) die Über­que­rung eines ca. 5000m hohen Pas­ses geplant ist, was bis­he­ri­gen Tou­ris­ten wohl kei­ne beson­de­ren Pro­ble­me (außer z.B. Kopf­schmer­zen, Mat­tig­keit) gemacht haben soll.

Wegen einer ein­sei­ti­gen gering-mit­tel­gra­di­gen ACI-Steno­se neh­me ich seit meh­re­ren Jah­ren täg­lich 1xASS pro­tect 100mg. Wegen erhöh­ter systo­li­scher Blut­druck­wer­te (ver­mut­lich her­vor­ge­ru­fen durch in den ver­gan­ge­nen Wochen häu­fig auf­ge­tre­te­ner Panik­at­ta­cken und noch manch­mal  leich­ter Ange­spannt­heit) bekam ich nun 1×2,5 mg Fel­o­di­pin  ver­ord­net. Wegen der vor kur­zem erlit­te­nen Panik­at­ta­cken, Unru­he­zu­stän­de und Schlaf­stö­run­gen neh­me ich zur Zeit noch 1xtäglich 15mg Mir­ta­za­pin, was mir sehr gut hilft, so dass die­se Beschwer­den momen­tan fast voll­stän­dig besei­tigt sind. Außer­dem füh­re ich täg­lich Ent­span­nungs­übun­gen durch, so dass ich hof­fe, Mir­ta­za­pin und Fel­o­di­pin in abseh­ba­rer Zeit nicht mehr neh­men zu müssen.

Auch wenn der Beginn der geplan­ten Rei­se noch in wei­ter Fer­ne liegt, muss ich in Kür­ze doch wis­sen, ob ich die Rei­se auch mit der ange­ge­be­nen Medi­ka­ti­on antre­ten könnte.

Kann es in grö­ße­rer Höhe Pro­ble­me mit die­sen Medi­ka­men­ten geben? Falls ja, mit wel­chem Medi­ka­ment und in wel­cher Form? Bis zu wel­cher Höhe etwa wäre es beden­ken­los ? (Ggf. müß­te die Rou­te dann geän­dert wer­den.) Da die­se Rei­se ein Lebens­traum von mir ist, wäre ich für eine bal­di­ge Ant­wort sehr dankbar.

Antwort von Hoehenmedizin.org

Ein gut ein­ge­stell­ter arte­ri­el­ler Blut­hoch­druck stellt kei­ne Kon­tra­in­di­ka­ti­on für einen Auf­ent­halt im Hoch­ge­bir­ge dar, daher soll­ten Sie das Fel­o­di­pin unbe­dingt wei­ter neh­men. Die Ein­stel­lung der Hyper­to­nie koor­di­nie­ren Sie am bes­ten mit Ihrem Haus­arzt. Wei­ter­hin stellt Höhen­ex­po­si­ti­on bei hell­häu­ti­gen Men­schen per se ein Risi­ko für die Blut­druck­erhö­hung dar. Daher soll­ten Sie ggf. ein Blut­druck­mess­ge­rät mit auf die Rei­se neh­men und mit Ihrem Haus­arzt eine Reser­ve­me­di­ka­ti­on für den Fall unkon­trol­lier­ter Blut­druck­erhö­hung bespre­chen. Alpha-Blo­cker oder Nife­di­pin wären hier die Mit­tel der Wahl.

Die Steno­se der  Art. caro­tis inter­na ist inso­fern bedeut­sam, als die Höhen­ex­po­si­ti­on zur reflek­to­ri­schen Erwei­te­rung Ihrer Hirn­ge­fä­ße füh­ren wird. Falls das Druck­ge­fäl­le an der Gefäß­ver­en­gung zu groß wür­de, könn­te dies zu einer Umver­tei­lung des Blu­tes im Gehirn füh­ren (Ste­al-Phä­no­men), was letzt­end­lich auch einen Schlag­an­fall begüns­ti­gen könn­te. Daher soll­ten Sie auf eine aus­rei­chen­de Akkli­ma­tis­a­ti­on ach­ten und in jedem Fall wäh­rend der Akkli­ma­tis­a­ti­ons­pha­se kör­per­li­che Anstren­gung ver­mei­den. Das Risi­ko, einen Schlag­an­fall zu erlei­den, ist in der Höhe auch wegen der Hyper­vis­ko­si­tät des Blu­tes höher (Zell­ver­meh­rung, Dehy­drat­a­ti­on). Daher ist die Rei­se in Höhen­re­gio­nen für Per­so­nen nach Schlag­an­fall in den ers­ten 90 Tagen kon­tra­in­di­ziert. Unbe­dingt soll­ten Sie daher das ASS wei­ter neh­men. Bit­te las­sen Sie die ACI-Steno­se noch­mals che­cken und, falls ange­zeigt, behan­deln. Die ent­spre­chen­de Lite­ra­tur habe ich Ihnen angehangen.

Für das Mir­ta­za­pin habe ich kei­ne Ein­schrän­kun­gen bzgl. Höhen­ex­po­si­ti­on gefun­den. Beden­ken Sie aber bit­te, dass Mir­ta­za­pin auch als Neben­wir­kung Kopf­schmer­zen ver­ur­sa­chen kann, was wie­der­um ein Sym­ptom der Aku­ten Berg­krank­heit wäre.

Lite­ra­tur: Kel­ly Mies­ke et al. Jour­neys to High Altitude—Risks and Recom­men­da­ti­ons for Tra­ve­lers with Preexis­ting Medi­cal Con­di­ti­ons.  J. Tra­vel Medi­ci­ne 2010; Volu­me 17 (Issue 1): 48–62

Hin­weis: Alle Namen wur­den aus recht­li­chen Grün­den von der Redak­ti­on geändert/entfernt.


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